Die Herrschaft Gutenburg

eine wechselvolle Geschichte

Quelle:

Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins.
III. Band 1852;
Landesarchiv Karlsruhe(Herausgeber) F. J. Mone
Abschrift:
G. Boll,
A.D. 2010

Das ehemals sanktblasische Amt Gutenburg.


Stich der Gutenburg vermutlich um 1800
Links unten eine Mühle und in der Mitte der Steg über die Schlücht
(Dieser Stich ist nicht Teil des Original-Artikels.)

Dieses Amt unterschied sich von den bisher behandelten sanktblasischen Amtsgebieten darin, daß es nicht durch Ankaufe und Austausche einzelner Besitzungen, Gefälle und Rechte seit ältern Zeiten[355/356] her allmählig erwuchs, sondern als eine schon ziemlich abgerundete kleine Herrschaft erst später (1480) von dem Stift erworben wurde. Daher ist über den ursprünglichen Güterbestand desselben keine Darstellung zu geben, wie wir solche aus den trefflichen Urbaren von 1352 (bis 59) und 1374 über die Aemter Schönau, Klingenau, Basel und Krozingen geben konnten. Dagegen dürfte hierin anderer Hinsicht manches Interessante vorkommen.

Wenn man von Thiengen oder Waldshut her das kleine Thal betritt, wo die Schlücht, kurz vor ihrer Mündung in die Wutach (und mit dieser in den nahen Rhein) aus einer engen Bergschlucht in ein freieres Bette hervor stürzt, stellt sich, eine halbe Wegstunde oberhalb des Dorfes Gurtweil, am linken Ufer des Flusses, ein mäßiger Felshügel dar mit den Trümmern der alten Veste Gutenburg. Vor einigen Jahren erhob sich daselbst noch das eine Eck eines mächtigen Geviertturms aus dem wuchernden Gesträuche, zur besondern Zierde der kleinen malerischen Berglandschaft; da unterwühlten Schazgräber die Grundmauer desselben und es stürzte ein. Zwischen den Burghügel und die Schlücht schmiegt sich eine Müle, und rechter Hand, am sanftern Bergabhange ligt der alte Gutenburger Maierhof; links aber an der freien, weithin schauenden Höhe (auf dem s. g. Nägeli 2249') das schöne Pfarrdorf Weilheim.

Diese Gegend gehörte zum schwarzwäldischen Albgau, wo lang vor dem Aufblühen von St. Blasien die uralten Stifte Säkingen, St. Gallen und Rheinau schon stark begütert waren. In der Nähe von Gutenburg, zu Weilheim, Dietlingen, Aispel und Gurtweil, wie jenseits des Hungerberges zu Birkingen, Alpfen, Kuchelbach, Buch, Ezweil, Hechweil und Birndorf lagen vornehmlich viele sanktgallischen Güter[1], deren Bewirtschaftung und Verwaltung einer örtlichen Aufsicht bedurften, wie die dortigen Bauleute eines nahen Schuzes. Nun erzählt uns Abt Caspar in seiner Chronik (sicherlich nach dem verloren gegangenen liber fundationis) Folgendes:

„Da jezt Guotempurg stat, an der Schluecht, da ist von anfang allain der Thurn gestanden, der noch da stat. Den hat ein Abbt zu Sant Gallen jngehept als für sein aigentumb. Neben disem so[356/357] hat er etliche aigne gueter, lehen, auch aigen leut gehapt uf dem wald, wie er dann noch hat und zu lehen verleicht. Da hat er zu denen zeiten, ehe sy verlihen worden, ain aignen Amptmann in diser vestin gehapt, söllichs alles zu verwalten. Darnach, villicht ursach halb, haben die selbigen Aebbt dise oberzelte aigentumb, als den Thurn und andere gueter uf dem wald, zu lehen verlichen, deßhalb die Herren von Guotempurg zum aller ersten zu dem lehen des Thurns komen sind, und ain vestin umb den Thurn gepauwen, und die selbig also von jenen genempt worden ist Guotempurg, und ist ein Zweifel, ob sy erst den namen und die freyung von der vestin oder ob die vestin den namen von jnen überkomen; dann man sonst auch Herren von Guotempurg findt. Es ist aber wol zu glauben, daß sy nit desselbigen geschlechts seyen, dann die wappen sind ganz nit gleich.“

„Also ist Guotempurg an der Schluecht uf deren von Guotempurg stammen und namen vil jar pliben, und haben den Thurn darinnen zu lehen empfangen von Sant Gallen, wie alle jr nachkomen auch gethon, und findt man etlich Brief, daß umb das jar 1262 aincr genannt her Ulrich von Guotempurg gegen dem Gotzhaus ain verzig vmb Ried gethoun hat; also daß jr geschlecht vor und nach lang gewert, von welchen herren her Cuonrat, her Berchtold und her Ulrich anno 1276 uns etlich gueter zu koufen geben, und haben jren vil jre begrebt hie in disem Gotzhaus gehapt, und zu leisten her Hugo von Guotempurg und Judith von Burglen sein ehegemahel da vergraben worden anno 1353.“

„Und wie wol etlich Herren von Guotempurg annoch nach herr Hugo absterben gewesen, so sind sy doch nit mehr wonhaft zu Guotempurg gesein, sonder zu Bernow am Rhin. Und ist Guotempurg von jnen uf die Herren von Krenkingen komen, ungefar umb das jar 1302. Da haben dise Herren jr Burgstal zu Krenkingen verlassen und abgoun lassen, und sich uf Guotempurg begeben; dann her Dieterich, ritter von Krenkingen und damalen Herr zu Guotempurg, hat abbt Berchtolden II zu koufen geben den hof zu Breitenfeld in dem jar 1302.“

Als das Stift St. Gallen den Turm an der Schlücht erbauen lassen, konnte derselbe wegen seiner Stärke wol „zur guten Burg“ genannt worden sein, da man das Eigenschaftswort gut ehedem auch sonst dem Hauptworte Burg beigelegt'[2]. In diesem Falle wäre sodann anzunehmen, daß ein einheimisches Freigeschlecht den[357/358] Turm zu Lehen genommen und sich dabei ein Schloß erbaut habe, welches ihm fortan eigentümlich zugehörte.

Freilich gab es wie Abt Caspar bemerkt auch anderwärts Adelsgeschlechter von Guotenburg, deren ein Zweig mit dem Turme an der Schlücht belehnt sein konnte. Wir haben Bd. I, 333 den herzoglich von teckschen Vasallen nobilem virum Counradum de Gvotinburc aufgeführt, welcher ohne Zweifel der Veste Gutenburg im Lauterthal angehörte; dann bestund deine Veste Gutenburg mit eingebornem Adel auch im Rheintale bei Balzers, am Fuße der St. Luziensteige, und eine andere, ebenfalls mit einheimischer Familie im Aargau bei Lozweil (A. Arwangen). Bevor ich aber untersuche, ob und wie etwa eines dieser Geschlechter zu unseren Gutenburgern in Beziehung gestanden, folge hier in Regestenform, was ich über Letztere habe auffinden können.

Gutenburgische Regesten.

1128. Rudolfus de Gutenburch, nobilis, erscheint mit Heinrich von Krenkingen und den Rittern von Togern zu Berau als Zeuge in einer Urkunde des stiftsäkingischen Maiers Tschudi zu Glarus. Actum in ipso Seconiensi coenobio, datum v kal. Martii. Tschudi, Schweiz. Chr. I, 62.

1187. E(berhardus) de Guotinburc, miles, ist neben Konrad von Krenkingen Zeuge in dem Vermittlungsbriefe Bischof H’s von Konstanz über den Streit zwischen St. Blasien und Rheinau wegen des Kirchensatzes zu Griesheim im Klettgau. Acta sunt hec apud Steine, ind. v. Dümge, regesta bad. 60.

1235. Eberhardus de Guotinburg, miles, ist mit Graf D. von Tockenburg und K. von Arburg Zeuge in einer Urk. der Grafen von Pfirt für die Abtei Murbach. Datum apud Haegon, mense Decembri, indict. VII Schoepflin, Als. dipl. I, 373.

1251. H(ugo) de Guotinburch, nobilis, besigelt mit Werner von Krenkingen eine Urk. der Herren von Höwen für St. Blasien. Actum in Guotenburch, in festo s. Johannis bapt. in Gegenwart der Ritter von Munolfingen, von Münchingen und Griesheim. Gerbert, S.N. III, 156.

1253. Ebirhardus de Gultinburc, nobilis, ist mit dem Grafen Albrecht von Habsburg und dem Freiherrn A. von Kaiserstul Zeuge in einer Urk. der Herren von Klingen für das Ritterhaus Lütgern. Actum apud oppidum Clingenowe, XI kal. Novembris. Herrgott, cod. I, 307.

1254. Berchtoldus de Guotenburg, miles, erscheint neben den Rittern von Kienberg, Bilstein und Wülflingen als Zeuge in einer Urk. der Gräfin Gertrud von Habsburg für das Deutschhaus Beuken. Actum in Löffenberg. Arch. Beuken.

1256. Vlricus et Eberhardus fratres de Gutinburc, nobiles, sind mit Graf Rudolf von Habsburg und den Herren von Klingen, Tiefenstein und[358/359] Wessenberg, Zeugen in der Urkunbe Walters von Klingen für die Nonnen zu Häusern. Actum in Clingenowe, IV non. Septembris, Schoepflin, Als. dipl. I, 418.

1256. B(ertoldus) de Gutenburg, plebanus in Wilhein, wird genannt in einer sanktblasischen Urk. Actum IV id. Decembris. Wülperz, analecta genealeg. mscr. I, num. 787.

1258. Vlricus de Gutenburch, nobilis, leistet mit A. von Kaiserstul gegen das Ritterhaus Leutgern für W. von Klingen urk. Bürgschaft. Actum IV id. Februarii. Arch. Leutgern.

1258. Vlricus de Gutenburch, nobilis, ist Zeuge in einer Urk. der Gebrüder von Tiefenstein für das Ritterhaus zu Klingnau. Actum X kal. Julii. Daselbst.

1262. Ulricus vir nobilis de Gutinburch, miles, verzichtet auf all sein etwaiges Recht an der Vogtei zu Ried, welche schon seine Vorältern von St. Blasien zu Lehen getragen, er aber ohne Vorwissen des Stiftes an K. von Röteln käuflich abgetreten. Actum in vastro Bernowe, VII kal. Martii. Schoepflin, cod. bad. I, 240.

Das dorf Riede vnd die eigenschaft darin, dis was von alter har des gotzhus von sant Blesin, aber die vogtey was der alten von Guotenburg. Die verkouften das vogtrechte vnd gabens hern Dieterich von Rotenberg, von deme aber koufts ein herre von Sant Blesin mit allen rechten, die zu der vogtey hoerent. Sanktblas. Urbar von 1352.

1265. Vlricus nobilis de Guotenbnrch, miles, ist Zeuge in einer Urk. W’s von Klingen für das Stift St. Blasien. Actum apud Clingenowe, pridie kal. Octobris. Gerbert III, 179.

1267. Dominus B(ertoldus) clericus de Gutenburch ist neben Graf Gottfrid von Habsburg Zeuge in dem Testamente der Wittwe von Tüffen. Acta sunt hec in Lofenberch, indict. vn. Herrgott I, 406.

1269. Her Volrich von Guotinburc ist Zeuge in einer Urk. Graf Heinrichs von Beringen für das Johanniterhaus zu Klingnau. Neugart II, 272.

1272. Conradus de Gutenburc, nobilis, advocatiam in Rore transtulit in Hermannum S. Blasii monscbum et custodem. Wülperz.

1273. Ulricus de Guttenburch ist Zeuge in einer Urk. Graf Ludwigs von Homburg für die Kommende Lütgern. Herrg. II, 435.

1275. Volricus nobilis de Guotenburg, dominus castri de Bernowe, verhandelt mit dem Komtur zu Klingnau über den Hof zu Leibstatt und die Fischenz zu Full, und überläßt ihm predium s. in Gurtwyle in loco Heimgarten. Actum in Clingenowe, non. III Junii. Arch. Leutgern.

1275. Conradus Bertoldus de Gutenburg ist Zeuge in einer Urk. Hugos von Tiefenstein für die Kommende Klingnau. Datum in dominica post assumptionem b. v. Marie. Wülperz.

1275. Cuonradus Bertoldus de Guottenburch, nobilis, verkauft sein predium in Snuerringen cum advocatia, pratis, pascuis, silvis ac omnibus juribus, um 8 Mark S. an das Stift St. Blasien. Actum apud Waldeshuot, II non. Junii. Testes: Petrus de Münchingen, Jobannes de Griezhain, Luot. de[359/360] Roettelain, Hugo de Offtringen, B. de Vlingen, miles, H. de Kaiserstuol, nobilis etc. Arch. St. Blasien.

1275. Cuonradus Bertoldus de Guottenburch, nobilis, verkauft seine Schuopozam in Gurtewile dictam bi dem bache, um 6 Pfund Münze an den Klosterdiener Rudolf genannt Karle von St. Blasien. Actum in Waldeshuot, Il non. Junii. Daselbst.

1276. Vir nobilis Chvonradbertoldus dictus de Gvotenburch verkauft seine advocatias curie in Burgelon, item bonorum in Haselbach, item bonorum in Enswiler et curie in Amelgeswanden, quaram proprietas monasterio s. Blasii pertinet, für 13 M. S. an an das Stift. Datum apud Waldeshuot, II kal. Janii. Testes: Hugo de Wessenberc, canonicus basiliensis, Ulricus nobilis de Gutenburc dictus de Bernowe, P. miles de Munrechingin, Hugo de Oftringin, L. de Roetinlein, B. miles de Vligin etc. Das.

1276. Cuonradus Bertoldus de Guottenburch bestätigt die Kaufhandlung, worin viri discreti Hugo de Wessenberch, canonicus basiliensis, et Voricus de Vlingen in feinem unb seines Bruders Volrici militis bone memorie tunc extra partes agentis, predium s. in Rore, vulgariter Aigen appellatum, necnon advocatiam curie in Inglikon, cuius proprietas monasterio S. Blasii pertinet, für 18 M. S.. an das Stift überliesen. Er bekräftigt die Urk. mit seinem und den Sigeln nobilis viri Volrici de Guottenburch patrui sui und der Obgenannten. Actum in Waldeshuot, in domo Johannis de Griezheim militis, indict IV. Daselbst.

1279. Volricus nobilis de Bernowe dictus de Guotenburk verkauft seine eigentümlichen possessiones, quas quondam incoluerunt dicti Spinneler et Waehe, sitas in Tuetelingen, für 16½ M. S. ad pondus oppidi tn Tuengen an St. Blasien; da er aber das Halbtheil dieser Güter Gerdrudi vxori s. nomine donationis propter nuptias vermacht, und für den Fall seines Absterbens die Nuznießung der andern Hälfte verschriben, so entschädigt er sie hiefür mit Gut und Nuznießung in curia Haibach. Hierzu geben ihre Einwilligung Gerdrudis vxor, Volricus, Hugo et Bechtoldus filiii, Elisabeth, Katarina et Wunnegebe fllie Vlrici nobilis prefati et heredes sui. Datum et actum apud Waldeshuote, IV kal. Aprilis, presentibus Hugone de Wessenberc, canonico Basiliensi, Hugone de Tiuffenstein, Petro de Muenrechingen advocato, Liutoldo de Rotellein , Gerungo de Oftringen, Johanne de Griesheim, militibus, Friderico sculteto etc. Daselbst.

1279. Volricus vir nobilis miles de Bernowe dictus de Guotenburc beurkundet, das er, dum vir discretus Liutoldus de Rotelnhein miles duas Schuopozas, quas Volricus dictus Buoler excolit sitas in Tuotelingen et in Sniurringen, welche derselbe von ihm zum Lehen trug für 16 M. S. ad pondus oppidi in Tuengen an St. Blasien zu verkaufen wünschte, resignatione sibi facta ab eodem L. gegen 3 M. vom Kaufschillinge, mit Einstimmung feiner Kinder, dem Stifte ipsas possessiones cum advocatia et omnibus intus et extra pertinentiis überlassen habe, proprietatis titulo possidendas. Acta sunt hec apud Waldeshuote, VIII id. Aprilis , presentibus Petro de Muinrechingen milite, Friderico sculteto, Arnoldo seniore sculteto, Cuonrado filio suo, Johanne Fabro, Petro hospite vel pistore de Gerwiler. etc. Daselbst.

1279. Volricus de Bernowe dictus de Guotenburch verkauft an das St. Bla=[360/361]sien für 19 M. S. mansum unam in villa Noeggerswiler, qui vulgariter huobe nuncupatur, die ihm eigentümlich zugehörte, mit Bewilligung seiner Gemahlin und Kinder. Acta sunt hec apud Waldeshuote, VII id. Julii, presentibus Hugone de Tivfenstain et Hainrico de Kaiserstuol nobilibus, Petro de Muenrechingen et Bvrcardo de Vilingen militibus. Arch. St. Blasien.

1280. Volricus vir nobilis miles de Bernowe dictus de Guotenburk, nachdem er vor einiger Zeit gegen das Heil seiner Seele in offensa monasterii S. Blasii hominum et possessionum heu surrexerit, vermacht dem Stifte zum Ersaze possessiones suas in Villa Wilhain, dictas des Kelrsguet, soluentes 4 modios tritici, l maltrum auene et 5 solides, mit Einwilligung seiner Gemahlin und Kinder sich und ihnen vorbehaltend, advocatiam in eisdem possessionibus. Actum apud S. Blasium, XVII kal. Maii. Daselbst.

1280. Nobilis vir Volricus miles de Bernowe dictus de Guotenburk, consensu matrone s. omniumque liberorum suorum, hatte für 4 Pfund Pfenninge an St. Blasien überlassen proprietatem possessionum suarum in banno ville Noeggerswiler in ambitu, qui dicitur Obrendorf, quas Counradus Rise de Ainsberk excolit, welche Güter der Ritter Lütold von Röteln von ihm zu Lehen trug und sofort für 4½ M. S. an das Stift verkauft. Actum apud S. Blasium, kal. Maii. Daselbst.

1280. Volricus vir nobilis miles de Bernowe dictus de Guotenburch, verkauft mit Bewilligung seiner Gemahlin und Kinder possessiones suas in ambitu bonorum, que vulgariter dicuntur in der Owe et in siva Hagenach dicta, iuxta villam Noggerswiler, que vulgariter et vniuersaliter dicuntur das Eigen, für 4 Pfund Pfenninge an St. Blasien, cum omnibus pertinentiis, exceptis agris et pratis in Rore et iuxta curiam Heibach et aliis quibusdam agris et pratis sparsis per loca diuersa, que appellantur tamquam particule et similiter das Eigen, in quibus tamen dictum monasterium 4 dinoscitur habere particulas. Acta sunt hec in castro Bernowe, non. Septembris, presentibus Lutoldo cementario etc. Daselbst.

1290. Volric von Guotenburg, ein edul man, und Bercdold sin bruoder, ein lupriester von Wilhein, verkaufen an Chvonrat den Maier von Inglikoven und seine Erben ihr lidig eigun, daz ist der hof zu Wilhein bi dem brunnen für 20 M. S. zu eigen, und den zehundun uff dem halben hof für 4 M. und 1 Pfund S. zu rechtem Lehen. Zeugen sind Sigfrid von Grieshein, Peter von Winzul, Noeger der sculthais von Waldeshuot, Johann der alte sculthais, Chuonrat von Wiach, Chuonrat von Iglikvfen ein phister. Dis buscach zu Waldeshuot, an des hailigun kruz tag in dem Maiun. Daselbst

1295. Nobilis vir dominus Volricus de Guotenburg, ist Zeuge in der Urk. worin die Gebrüder Schuder ihre Ansprüche auf die sanktblasischen Güter zu Dietlingen, a bone memorie domino Volric de Guotenburg milite iusto venditionis titulo comparata, gegen 8 Pfund Münze verzichten. Datum apud Brenden, IV id. Aprilis. Daselbst.

1298. Die bruoder Volrich vnd Berchtold Guotenburg beurkunden, daß sie für 80 Pfund Pfenninge an Werner den Waibel von St. Blasien ihren eigen hof ze Haibach, der vor dem Swarswalde lit, vnd damit alle die akker, die si gemeine hatton mit dem gottishus von Sante Blesien vnd die die eigen akker heisent, vnd ligent ze vsgelende ze dien drin dorfen ze Bir-[361/362]prnnen, ze Noegerswiler vnd ze Rore, An ein hofstat, lit ze dem selben Rore vnd horte in die selben akker, welche (Hofstatt) sie sich vorbehalten, zu eigen verkauft mit aller êhaftigi vnd allem rêht, so dar zu noeret, unb ihm gefertigt haben mit allem rêht vnd an allen stêten, so ein fri man sich sines eigens guotes für ein kouffe enzihen sol. Dirre kouf gesehach ze Waldeshuot vor des Spilmans hvs, an der offene straze vor erbêre lueten, hern Matheo dem lueppriester von Birbrunnen, hern Sigefrid von Blumpenbach, Diethelm von Muenchingen, Friderich vonEscha, Cuonrat dem koufman, Heinrich Notstein, Heinrich dem meiger von Togerrun, J. vnd B. dien bruedern dien Smiden von Waldeshuot, Heinrich dem huertinger, J. Angnelin, Volrich von Veltbach, Heinrich dem Spilman, Jacobe von Jmmeneich, Heinrich dem frien vnd Berchtold sinem bruoder von Reimbolzwiler, Erlwin von Birchidorf vnd … Ruelesingen des knehten von Guotenburg, Heinrich dem meiger von Nidernwiler, Cvonrat von Obernwiler, Walther von Klingenowe vnd Bernge dem Schuolmeister von Waldeshuet, an dem donstage in der pfingstwuechen. Arch. St. Blasien.

1299. Volrich ein Ritter und ein Frie von Guotenburg kommt mit seinem Bruder Berthold und dem Komtur und den St. Johansern zu Klingenau, sid daz sy den selben Berchtolden sinen brueder ze irem orden enpfiengen, über ihr beider Erbtheil dahin überein, daß er ihm überläßt den Kilchensaz ze Birchbrunnen fuer ein recht eigen, und auf Alles verzichtet, was derselbe dem Orden vermachte. In dies Vermächtniß gehörten folgende Güter und Rechte: zu Gurtweil 1 Hube, 1 Schuppoßen, 2 Hofstätten, 1 Müle und die Vogtei über 6 Güter; zu Weilheim 2 Hofstätten und die Vogtei über 2 Güter und 2 Schuppoßen; zu Gutenburg die Mülhalde; zu Ror 1 Hofstätte; zu Waldkirch 1 Gut und die Vogtei über ein anderes; zu Oberlauchringen 1 Acker; zu Tettingen 1 Weingarten und 1 Matte; zu Amrichschwand und Wilfingen die Vogtei über ein Gut und etliche Leute. Dis geschach ze Klingenowe, morndes nach der kindelin tage. Da zegegen waren bruoder Herman der priol von Luetgern, bruoder Berchtolt der priol von Klingenowe, bruoder Reinbotte ein priester, bruder Jacob der keiner, her Counrat der priester von Wilhein, her Mathis der luetpriester von Birchbrunnen , Heinrich von Rinfelden, Berchtold von Tettingenl, Ruediger der schultheise etc. Archiv Leutgern.

1300. Vir nobilis Volricus miles de Guotenburg dominus de Bernowe resigniert an Graf Albrecht von Hohenberg jus patronatus ecclesie in Wilhein prope Waldeshuot et Tuengen, quod ipse et parentes s. ab epdem in feodum habuerunt. Actum in die Valentin! martyris, presentibus viris discretis et honestis H. milite de Libenvels, F. de Offtringen, B. de Tegervelt, H. de Rinvelde, B. de Tetingen, R. sculteto in Clingenowe.

Nach dieser Resignation übergibt der Graf den Kirchensaz den Johannitern zu Klingnau zum Seelenheil seines Vaters, welcher das Ritterhaus um mehr als 50 M. S. geschädigt hatte, et quia dictus dominus dictum ius sub tali conditione resignavit. Datum Spire, feria post festum Pentecostes, present. W. pincerna de Limpurch etc.

Herre Volrich ein ritter vnd frie von Guotenburg vnd herre ze Bernowe beurkundet dies sodann noch besonders in einem Briefe, der gescriben wart an Sant Thomans abent (1300), da bi was brueder Berchtold von Vilingen, brueder[362/363] Berehtolt von Bernowe, herr Herman von Litebenvelse, Ruediger der schultheise von Clingenowe und ander erber luete.&xnbsp; Arch. Leutgern.

1302. Her Volrich von Guotenburg, ritter, erhält die Güter ze Hochsol, die da buwent Conrat Walprecht, Volrick der Leman vnd Ruodolf Reinhart, die er von Graf Rudolf von Habsburg bisher zu Lehen ingehabt, von demselben zu einem leben Eigen, Geben ze Loufenberg, am mentag vor dem palm tag. Arch. St. Blasien.

1303. Her Volrich ain edel frie von Guotenburg, ritter, beurkundet, daß er Schultheiß Lütold zu Waldshut das Guet ze Tuefenhuesern, gilt ierlich vier stucki, welches er von ihm zum Lehen trug, seiner Ehefrau Mechthild für 5 M. S. zu einem Widergemächt verschriben. Dis beschach ze Waldeshuet, an dem ersten Roemerzins jar. Daselbst.

1304. Vlrich von Guotenburg, ein Frye, stiftet mit einem Hofe zu Hettisweil eine ewige Jahrzeit zu Leutgern für Frau Kunegund, seine Gemahlin sel. Arch. Leutgern.

1310. Her Volrich vire vnd ritter von Guotenburg, ist Zeuge in einer Urk. des Komturs zu Klingnau über einen Hof zu Togern. Dis beschach ze Waltzbuet, am dunstag nach S. Margareten. Neug. II, 371.

1310. Nobilis vir Volrich de Guotenburch sigelt eine Urk. desselben Komturs für das Stift St. Blasien. Actum in Klingenowe, III non. Augusti, presentibus — fratre Bertoldo de Guotenburch etc. Daselbst, 374.

1311. Her Volrich von Guotenburg, ein Frye, ist Zeuge in einer Urk. des Maiers Nötger zu Lengnach für das Ritterhaus Beuken. Geben an dem zinstag in der Cruetze wuchen. Arch. Beuken.

1313. Her Volrich von Bernowe, ein Frye, ist Zeuge in einer Urk. des baselschen Domherrn Berthold von Wessenberg, und dessen Brüder Johanns, Hartmanns und Hugos, für die Kommende Klingenau. Geb. Samstag vor cathedra Petri. Daselbst.

1323. Her Volrich von Guotenburg, ein Frye Heinrich Hürlinger und die Gebrüder Notstein von Waldshut vergleichen sich durch Vermittlung Konrad Brümsi’s, Johanns von Griesheim und Sifrids von Blumpenbach, über eine streitige Wässerung zu Leibstatt. Gegeben am 21. Dezember. Daselbst.

Ulrico coaetaneas fuit Bertoldus (de Gutenburg), posterior vero Waltherus, cui fllii fuerunt Nicolaus et Hugode Gutenburg. Hugonis mentio fit anno 1344. Gerbert, S. N. II, 127.

1326. Hugo ein frie de Gutenburg, qui apud S. Blasium sepultus jacet, anniversarium sibi constituit in eadem ecclesia, in die S. Margarethae, utque perpetuis temporitras in vigilia assumptionis b.v. Mariae celebraretur, publico totins capituli decreto obtinuit anno 1330 in festo S. Martini. Wülperz.

1344. Ejnsdem domini Hugonis meminerunt Eberhardus de Lupfen, canonicus Argentinensis, et Eberbardus de Lupfen, landgravius Stuelingae, die XII post nativitatem domini. Filias habuit Kunegundem et Margaretham, quam, dote prius adpromissa, in matrimonium dedit Johanni de Rosenegge, anno 1347. Derselbe.

1349. Her Hug von Guotenburg, ritter, ein frier herre, vermacht an St.[363/364] Blasien, durch gott vnd ze einem ewigen Selgerete jm vnd frow Judentun siner elicben wirtin , vnd ouch siner vordern selen ze troest die gueter ze Hochsol, die wilund bnwet Chuonrat Walprecht, Volrich der Lêman vnd Ruodolf Reinhart , dú jaehrlich geltent ein plant pfenninge, zehen viertel Roggen vnd zehen viertel haber vnd drú huenre, welche Güter bisher sein lediges, freies Eigentum gewesen. Geben an dem geburtlichen tage vnser frowen Sant Marien. Arch St. Blasien.

1354. Her Hug von Guttenberg, ein fryer herre, wohnet der Erbtheilung der Jungen Grafen von Habsburg bei und ist Zeuge im Theilbriefe, der geben wart ze Louffenberg am negsten Tinstage nach S. Johanns ze Winigichten. Herrgott II, 694.

1357. Der edel fry herr, herr Hug von Guotenburg, dur siner vordern sele, dur siner sele vnd dur vron Jadenten von Burglen siner elichen husfrowen sele heiles willen, vermacht er dem Stift St. Blasien zu einer Jahrzeit sin eigen guet ze Swaterlo, heisset voeglins guet vnd Cuonrats guet, welche zusammen jährlich an Roggen 14½ und an Haber 3 Mutt, 1 Schwein oder 10 Schilling, 4 Herbst= und 2 Fastnachthüner entrichteten, 12 Tagwane leisteten und für den Abzug 2 Pfund Pfenninge bezahlten. Geben an dem nechsten fritag vor sant Georien tag. Arch. St. Blasien.

1357. Idem Hugo nec una vice ab hoc anno occurrit, quo feria VI ante festom S. Gregorii feoda obtinuit ab ecclesia S. Blasii. Eius memoriam deprehendimus usque ad annum 1372, quo insignia sua impressit unacum Kunegunde fllia, domino de Rinach militi nupta. Margaretha vero fllia sua secundo genita , patre defuncto , eius donationem ratam habuit coenobio S. Blasii anno 1379, feria II post dominicam indicae , praesente marito suo Johanne de Rosenegge. Wülperz.

1358. Nicolaus, ex baronibus a Guttenburgo prope Harciniam Castro, abbas Heremi nominatus est (Henrico a Brandis praedecessore ad episcopalem sedem Constantie evocto). Hartmann, annal. Heremi, 343.

1379. Die edel froe Kuengunt von Rynach erborn von Guotenburg stiftet zu St. Blasien für sich, ihren Vater Hugo sel. und all ihre Vordern ein iargezite vnd selgerete mit eim guetli ze Wilhein, das man nempt das Gatterlehen. Geben am zinstag nach der alten Vasnacht. Arch. St. Blas.

Aus diesen Regesten geht zunächst hervor, daß die eigentliche Herrschaft Gutenburg in der kleinen Waldgegend bestund, welche zwischen Schwarzach und der Schlücht, dem Flesch= und Haselbach durch die Abhänge und Ausläufer der Glattwasenhöhe (bei der Kapelle 2450’ über der Meeresfläche) gebildet wird, wo auf der Nordseite die zerstreute Gemeinde Nöggersweil, auf der östlichen der Hof Schnüringen und das Dörflein Dietlingen, auf der südlichen die Orte Bierbronnen, Heubach, Ror und Weilheim ligen. Hinzu kam sodann noch der nordöstliche Abhang des angrenzenden Hungerberges mit den Dörfern Indlekofen, Bürgeln und Gurtweil.[364/365]

Da die Gutenburger in diesen Orten vieles Eigengut besaßen, so wäre das ein weiterer Grund für die Annahme, daß sie ein hier einheimisches Freigeschlecht gewesen, wie die benachbarten Herren von Krenkingen, Almut, Berau und Tiefenstein. Und hält man hiemit zusammen, daß die rheinthalischen Gutenburger nur werdenbergische Dienstmänner waren und ein ganz anderes Wappen führten[3], während von den argauischen, deren Wappen das gleiche mit dem der Edelknechte von Büttikon[4], beinahe nichts als der Name vorkömmt, so wird diese Annahme noch wahrscheinlicher. Um hierüber jedoch nicht einseitig hinweg zu gehen, wollen wir das Wappen unserer Gutenburger etwas näher untersuchen.

von Gutenburger Wappen
Basler Chronik von
Christian Wursteisen 1765

von Gutenburger Wappen
Züricher Wappenrolle
datiert auf ca. 1345
Autor unbekannt

Leider habe ich kein älteres gutenburgisches Sigel auffinden können, als das von Konrad Bertold an der Urkunde über Schnüringen von 1275 und das von Ulrich an der Urkunde über Dietlinlingen von 1279, welche das ursprüngliche Wappenbild nicht enthalten, sondern nur die Helmzier. Letzteres ist ein gewöhnliches Spizsigel, dessen Schild einen Turnierhelm führt mit zwei gegen einander gekehrten Zweigen oder Stengeln, deren abwärts gebogene Spizen eine Blume zeigen. Es trägt die einfache Umschrift: S. VoLRICI. DE. GVoTENBVRG. Das erstere aber hat eine oblonge Form, wie geistliche Sigille, den Schild mit den Zweigen, ohne Helm, in der untern Hälfte und in der obern eine gothische Verzierung; die Umschrift lautet: S. CVoNRADI. BERTOLDI. DE. GVoTENBVRG. PLBNI. IN BIRCPREVNE. Konrad Bertold, in seinen Urkunden immer nur vir nobilis genannt, war also Leutpriester zu Bierbronnen, der nach dem Tode seines Bruders Ulrich in dessen Erbe getreten sein muß.

Das Sigel des jüngern Ulrich, wie ich es an den Urkunden von 1300 und 1303 finde, zeigt wieder die Zweige an den Seiten des Turnierhelms, nur haben dieselben (wie schon auf dem Schilde Konrad-Bertolds) in der Mitte einen Leib mit Blättern, so daß man sie leicht für geflügelte Schwanenhälse ansehen kann. Das Siegel Hugos aber an der Urkunde von 1349 zeigt uns endlich den wahren gutenburgischen Schild mit den Eisenhütlein auf den sich kreuzenden Schregbalken, wie sie bei Caspar (369) noch vorkommen, während sie bei Stumpf (II,374) und Wursteisen (1,68) schon[365/366] Bechern gleichen, und bei Hartmann (344) gar Stecklampen mit Flammen — baare Willkürlichkeiten der Zeichner.

Vereinigen wir nun die Bilder des hugoischen und ulrichischen Sigels, so erhalten wir das vollständige Wappen der albgauischen Gutenburger, wie es Caspar mittheilt, einen (rothen) Schild, darauf die (silbernen) gekreuzten Schregbalken mit den (blauen) Eisenhütlein , einen (goldenen) Turnierhelm mit den (silbernen) Zweigen und (weißer und rother) Helmdecke. Wursteisen und Hartmann haben anstatt der Zweige einen geflügelten Schwanenhals, der offenbar seinen Ursprung dem Mißverstande des Sigels von Ulrich dem jüngern verdankt. Ich habe an diesem Beispiele zeigen wollen, welchen Willkürlichkeiten das Wappenwesen in späterer Zeit verfiel, und wie falsche Schlüsse aus ihm gezogen werden, wenn man nicht auf die älteren Sigel zurückgreift und die Entwickelung ihrer Wappenbilder verfolgt.

Wollte ich nun aus dem Wappen unserer Gutenburger einen Schluß auf ihre Herkunft ziehen, so müßte ich sagen: Dieselben reichen in eine Zeit hinauf, wo ein rother Schild noch nicht heraldisch war; dagegen konnte der Schild der argauischen Familie ein silberner sein mit zwei rothen Schregbalken, und sodann, etwa als späterer Zugabe, mit den stalblauen Eisenhütlein in seinen 3 freien Spalten. Geschah aber dadurch eine Theilung der Familie, daß der jüngere Ast im benachbarten Albgau, auf dem Turme an der Schlücht sich niederließ, so mochte derselbe die Silberspalten mit den Eisenhütlein, welche leicht als das Hauptbild des Wappens erscheinen, zum Unterschiede kreuzweise stellen, wodurch der rothe Schild und das silberne Andreaskreuz mit den Eisenhütlein entstunden. Die von Büttikon aber konnten das Wappen der argauischen Gutenburger als deren ehemalige Ministerialen ererbt haben.

Sei nun die Feste an der Schlücht das Stammhaus unserer Herren von Gutenburg gewesen oder nicht — sie verloren dieselbe schon im 13ten Jahrhunderte wieder und kamen auch wieder in den Aargau zu sitzen. Schon 1275 verhandelte Heinrich von Krenkingen ein öffentliches Geschäft apud Guotenburch in strata publica et innovata apud Tuongen, und 1280 ward eine sanktblasische Urkunde besigelt mit dem Sigille nobilis viri domini Hainrici de Krenchingen residentis in castro Guotenburg[5] In demselben Jahr 1275 aber erscheint, wie wir gesehen, Ulrich von Gutenburg zum erstenmale[366/367] als dominus castri de Bernau und von dem an nannte er sich nobilem de Bernowe ductum de Gutenburg.

Das Schloß Bernau ligt auf dem erhöten linken Rheinufer unterhalb Waldshut, und hatte einst seinen eingebornen Adel. Pater Wülperz sagt darüber: Domini de Gutenburg se scripserunt etiam de Bernowe, at eorum sejunctim invenimus, qui de Bernowe solum quondam dicti fuerant. Compositioni itaque inter Rudolfum de Habsburg et abbatissam Seconiensem ob castrum et oppidum Laufenburg interfuere Ulricus et Reinhardus etiam de Bernowa testis comparauit in diplomate, quô Fridericus rex monasterio Angelomontano antiquas immunitates confirmavit anno 1212, IV non. Januarii. Anno dein 1236 Henricus episcopus Constantiensis medietatem bonorum Reinardi quondam nobilis des Bernowe adjudicavit commendatori in Clingenowe ejusque ecclesie in Lutigarn, IV id Julii[6]

Reinhard von Bernau scheint also der lezte seines freiherrlichen Stammes gewesen und dadurch die eine Hälfte des hinterlassenen Gutes als Vermächtniß an das Ritterhaus zu Klingnau, die andere aber mit der Burg erbweise an die Freiherren von Gutenburg gekommen zu sein, worauf diese ihre Veste an der Schlücht in die Hand der benachbarten Krenkinger gelangen ließen, um das Jahr 1275, und nicht erst 1302, wie Caspar meinte.

Seit 1275 lesen wir dann einen gutenburgischen Ulrich genannt von Bernau bis 1313 und neben ihm einen anderen Ulrich von 1276, dessen Neffen Konrad Bertold von 1275 bis 1276, wie die Gebrüder Ulrich und Bertold von 1290 bis 1323, welche sich einfach von Gutenburg schrieben. Hiernach müßte man auf zwei Linien schließen, wovon die ältere noch diesseit Rheins (etwa zu Waldshut) die andere aber zu Bernau gewohnt. Nun aber ist das Sigel Ulrichs zu Bernau von 1279 bis 1280 ganz dasselbe, wie das des Ulrich von 1290 und 1298, und jenes des Ulrich zu Bernau von 1300 wieder ganz das gleiche, wie das des Ulrich von 1303. Hieraus ergibt sich, daß nach dem Tode Konrad Bertolds, welcher wahrscheinlich seinen (vor 1276 verstorben) Bruder beerbt und dieses Erbe an das Stift St. Blasien vermacht hatte, nur noch die bernauische Linie der Familie blühte, deren glieder sich bald einfach de Bernowe oder de Gutenburg, bald de Bernowe dicti de Gutenburg oder umgekehrt zu schreiben pflegten. [367/368]

Diese Linie begann mit Ulrich (dem Bruder Eberhards von 1256); welcher seit 1273 als „Herr zu Bernau“ erschien, bis zu Ende des Jahrhunderts lebte, und aus seiner Gemahlin Gertraud (neben 3 Töchtern) die Söhne Ulrich, Hugo und Bertold hinterließ. Der jüngste wurde geistlich und Leutpriester zu Weilheim, trat aber 1299 zu Klingenau in den Johanniterorden, wo er noch 1310 als geistlicher Bruder gelebt hat.

Da in der Theilung mit seinem ältesten Bruder weder des Hugo noch einiger Erben von ihm Erwähnung geschieht, so muß derselbe schon frühe kinderlos verstorben sein; da alsdann außer dem Ulrich von 1300 bis 1323 kein weltlicher Mannssprosse der Familie mehr vorhanden war,,so muß Walther der Sohn desselben, und da Abt Nikolaus in den Einsiedler Jahrbüchern ausdrücklich als Sprößling der Familie de castro prope sylvam hercyniam bezeichnet wird, dieser der von Gerbert genannte Sohn Walthers und Bruder Hugos gewesen sein. Mit Hugo aber erlosch der Mannsstamm der Gutenburger und das geringe Erbe fiel durch seine beiden Töchter an deren Gemahle von Reinach und von Noseneck.

Gewöhnlich schreibt man der albgauischen Familie auch den Minnesänger Ulrich von Gutenburg zu, nicht ohne einige Wahrscheinlichkeit, da der Name „Ulrich“ in derselben sehr üblich war, und mit unserm ältern Ulrich die Sänger von Klingen, Tettingen, Buchheim und Steinmar verschiedentlich vorkommen[7]. Bei näherer Betrachtung der Sache jedoch zeigen sich mehrfache Schwierigkeiten. Die Gedichte des Gutenburgers selber geben keinen Fingerzeig auf seine Herkunft; das Wappen im mannessischen und weingartischen Kodex ist ein wesentlich anderes, als das oben behandelte, und wenn der Sänger von Gutenburg ein Zeitgenosse Hartmanns von der Aue (1198 bis 1205) und Friderichs von Hausen (1190) war, so darf er in unserem Ulrich von 1256 bis 1298 nicht gesucht werden; einen früheren aber kennt man bisher nicht. Hieraus ergibt sich, wie wenig urkundlich begründet die Annahme van der Hagens und seiner Vorgänger ist.

Kehren wir zur Veste und Herrschaft Gutenburg zurück. Der Freiherr Heinrich von Krenkingen, welcher dieselbe an sich erworben, hinterließ als Sohn und Erben den Lütold, welcher mit Adelheid von Usenberg vermählt war, die ihm 5 Söhne, Heinrich, Hermann, Johann, Diethelm und Lütold gebar. Bei der väter=[368/369]lichen Erbtheilung derselben fiel dem jüngsten, welcher geistlich geworden und eine Doncherrnstelle zu Straßburg erhalten, die Herrschaft Gutenburg zu, worauf er das Eigentum der um den sanktt gallischen Turm erbauten Veste zu Händen des Reiches an den Kaiser aufgab und sie als Mannlehen wieder von ihm zurück empfieng. Sein Bruder Johann aber stellte 1360 hierüber eine Urkunde aus, worin er sich, bei einem etwaigen Anfalle der Veste an ihn, zu aller Treue gegen Kaiser und Reich verpflichtet[8].

Dieser Fall trat auch bald darauf ein; Johann erbte die Herrschaft Gutenburg, versetzte sie aber nebst seinen Gütern und Gerichtsbarkeiten zu Krenkingen, Tezeln, Breitenfeld, Wutöschingen, Schmerzen, Willmendingen, Horheim und etlichen andern Orten, schon 1361 wieder um 1500 M. S. an die „frommen, vesten Ritter, Herrn Walter und Herrn Burkart Gebrüder von Hohenfels“[9]. Bei den schlechten Geldverhältnissen der krenkingischen Familie war an eine Einlösung nicht zu denken, und nachdem die Herrschaft über 30 Jahre in hohenfelsischer Hand gewesen, verkauften die Ritter „Burkart und Walther von Hohenfels, Gevettern“ (die Söhne der obigen), jetzt ebenso verschuldet, wie die Krenkinger, für 7600 Gulden, auf Wiederlösung, an den Ritter Heinrich Gäßler eines ewigen Kaufs „die burg vnd vesti, die man nempt Guetenburg, die vf der Schlücht gelegen, mit aller zuegehörde, mit lueten vnd guetern, mit zwingen und bannen, gerichten und ungerichten, mit vaellen, gelaezen, huesern, Hoefen, und hofraitinen, mit wingarten, akern und wisen, mit holz und veld, weun und waid, mit stegen, wegen und abwegen, mit wasser, wasserlaitinen, muelinen und muelstaln, mit allen nuezen, zinsen, zehenden und aller ehafti“[10].

Aber auch Gäßler behauptete die Herrschaft nicht, sondern verkaufte sie schon 1407 wieder an den Ritter Wilhelm im Turm zu Schafhausen, wobei „der edel Junkher Diethelm von Kränkingen, Frei“, für 400 Gulden auf etliche Rechte, welche er „von eigenfchaft, lehenschaft und losung“ bisher noch an Gutenburg gehabt, gänzlich verzichtete[11]. Vierzig Jahre war die Herrschaft im turmisch,[369/370] als die Familie von Rumlang, welche sich aus der Schweiz in den Albgau gezogen hatte und hier eine Reihe schöner Erwerbungen machte, eben auch Gutenburg erwarb[12]. Während eines Menschenalters jedoch wendete sich das Glück wieder von ihr; sie fiel in Schulden, wie der meiste damalige Adel unserer Lande, und mußte sich helfen durch Verpfändungen und Verkaufe ihrer Güter und Gerechtsamen. So überließ sie seit 1467 nicht nur ihre Vogtrechte zu Mettenberg, Ripoldsried, Rötenberg, Sewangen, Tomburg und Aichen an St. Blasien, sondern 1480 auch die Herrschaft Gutenburg mit den dazu erworbenen Stücken in der Nachbarschaft.

Ich theile den Kaufbrief darüber hier vollständig mit, da er zugleich ein ausführliches Bild von der Art und Weise gibt, wie solche Kaufhandlungen vor einem Landgerichte rechtskräftig vollführt oder gefertigt wurden; er lautet:

Ich Hanns Waeber frylandrichter zu Stuelingen, anstatt vnd jn namen des wolgebornen Herren Graue Johansn von Lupfen landgrauen zue Stuelingen[13], mins gnaedigen Herren, bekenn offenlich vnd thuen kund menglichm mit dem brieue, daß ich vff den tag, als er gegeben ist, by Gurtwylr[14] an der Brugken jn des ermeldten landgerichts Schlangken, daselbst an der offen fryn kaiserlichen des hailigen rychs straße offenlich zue gerichte gesessen bin. Vnd kamend fuer mich an offen fry verpannen landgericht die Edlen Strengen vnd Ersamen Herr Dietrich von Rumlang ritter vnd sin eelich gemahel frauw Fronek[15] geporn von Landenperg von Grifenseew, ains, vnd der[370/371] Erwürdig jn gottvatter Herr Cristoffer Abbte des Gottshuses zue Sant Blaesyen vff dem Swartzwalde jn Costenzer bystuemb gelaegen, Benedicten ordens, anstatt sin selbs, euch von waegen vnd als ain verwaeser vnd gewalthaber des euermeldten Gottshuses, andertails, baidersit verfürsprechet als recht was. Vnd in anfang hiernach geschribener ding ließ Herr Dietrich von Rumlang durch sin erloubten fürsprechen offnen vnd fürtragen, jn gegenwärtigkait der Edlen, Strengen vnd Vesten Herrn Velrichs von Rumlang ritters vnd junckher Hainrichs von Rumlang baider siner bruedere, daß er wolbedachtlich, mit gueter zitlicher vorbetrachtung, mit dhainen argen listen noch geuaerden, ouch mit wissen vnd willen der genannten siner gemaeheln vnd bruedern, durch merung sins nutzes vnd zue fuerkomung sins merklichen schadens, ains pliblichen, staeten vnd vnwiderrueflichen kouffs für sich, alle sine erben vnd nachkomenden, verkoufft vnd den vorgenanten Herrn Cristoffern[16] abbte vnd sincm conueut des gemeldten Gottshuses zue Sant Blaesin recht vnd redlich ze kouffende gegegeben — naemlich das Burgstal vnd Schloß Guetempurg gelaegen an der Schliecht, am vorwald des Swartzwalds, mit muren, felsen, hoffstetten, bollwaerken, jnwendigen vnd vswmdigen buwen, darzue ettlich Buechsen vnd Schloßgewer, den jnfang der Ouwe vnd die Mueline vnder dem Schloß, zuesambt dem Burghoff[17] vnd dem wingarten oeberthalb dem burgstal, jtem den korn, win, hoeuw, laember vnd martin, groß vnd klainzehenden zue Inglikhouen, Wilhain, Tuetlingen, Burglan, Staggenaich vnd Enschwylr, sodaenn den hoff zue Wytlishalden, jtem den hoff zue Dierperg[371/372] vnd die doerftere Velingen, Krenkingen, Detzelhain vnd Braitenfaelde, sodann die aigenluete, so jetz zue Baerouw vff dem Berge saeßind vnd dem Schloß Guetempurg zuegehuert haben; jr jetlichs mit sinen zuegehoerenden herrlichaiten, gewaltsamen, ehafften vnd gewonhaiten, jnfaengen, marken, zwyngen, gerichten, froeuele, beßrungen, potten, verpotten, diensten, frontagen, jarstueren, vogtstueren, vberstueren[18], erschaetzen, hobtrechten, vogtrechten, faellen, taefern, vngelten, mit allen nutzungen, zinsen, guelten, zehenden vnd landgarwen, mit allen hoeuen, hofstetten, huesern, schueren, aeckern, matten, gaerten, egerden, hoelzern, faeldern, waelden, wassern, wasserlaitinen, baechen, wygern, vischenzen, vichgaengen, almanden, baergen, taelern, gepuwens vnd vngepuwens, benempts vnd vnbenempts an boedinan, an waßen, zwygen, boemen, stammen, mit waegen, staegen, zuegengen, vongengen, vnd gemainlich sampt vnd sonders mit allen zuegehoerden, so zue vnd jn die bemeldten Stuck vnd Gueter von alterhar gehören, gar nichz. vßgenommen noch vorbehalten, alles für fry ledig vnuerkumbert vnd recht aigen — vßgenommen daß soelchs vorbemeldten burgstals halbe behusunge von dem hailigen roemischen Rych zue lehen ruerte, ouch der Thurn im selben schloß von dem gottshuse ainem herrn vnd abbte zue Sant Gallen jn lehenschaft beladen waere. Sust waeren solche stuck vnd gueter niemand vnd dhains waegs versetzt, verpfendt, behafft noch verschriben, dann siner vorgenannten eelichen gemaheln, für vnd vmb zwaitusend vnd sibenhundert guldin rinisch zue brachter Hainstuer, widerlegung vnd morgengab[19], darumb er sy aber abwisen vnd von nuewen ordenlich versorgen woellte, wie soelchs mit jrem wissen vnd mit rat jrer fruenden abgeredt vnd zuegesagt waere. Vnd daruff so waere diser Kouff vnd Verkouff beschaehen vnd beschlossen vmb sechstusend vnd sibenhundert guldin rinisch, derselben der genant herr Dietrich von Rumlang gar vnd genzlich von dem genanten Abbte conuent zue Sant Blaesin bezalt vnd gewaert waere, daran und damit jn für sich vnd sine erben wol benuegte; bat und begert, jme rechtlich ze erfragende vnd mit vrtail ze erkenen geben, wie er nu von söl=[372/373]chen obgemeldten Stucken vnb Guetern, bero rechten vnd gerechtikaiten absteen und sich dero verzihn vnd die dem obgenanten herrn, herrn Cristoffern abbte vnd dem conuente zu Sant Blaesin für sich vnd sine erben vffgeben vnd vertigen soellte. Darvmb fragt ich obgenanter landrichter die vrtailsprecher des Rechten, vnd ward von denselbigen ainhaellenklich zue recht ertailt vnd gesprochen: ob er, der mergenant Dietrich von Rumlang, soelchen kouff vnd verkouff nach ordnung vnd landgerichtsrecht verfertigen woellte, die wyle dann emals geredt worden, daß die egenant sin eelich gemahel frouw Froneck von Rumlang vff soeliche euermeldte Stuck vnd Guetere vmb haimbstuer, widerlegung vnd morgengab verschryben worden waere, vnd aber zue recht nit gnug erschaint, daß sy sich sibhaer soelicher behaftung darvff ordenlichen verzigen hette, daß dann der genant herr Dietrich sins vuernemens billich still stuende vnd soelich vffgebung vnd vertigung zethuende nit macht hette edemaln sin eelich genante gemaehel soelicher ir behaftung geuegsamblich abgetretten waere vnd dero nach ordnung der rechte verzihung gethon hette. Vff das verfuersprechot sich die vorgenant frouw Froneck, als jr mit vrtail erkennt ward, vnb ließ in gericht fuertragen, wie daß sy vmb zwoelf hundert guldin, so sy zue dem genanten Herrn Dietrichen an haimstuer gebracht, vmb zwoelfhundert, so er ir dagegen widerlegt, vnd vmb druehundert, so er jr zue morgengab gegeben, das sich an ainer Sum gepuerte zwaitusend sibenhundert guldin rinisch, vff das euermeldt dorf Krenkingen verwyst worden vnd verschribung darvmb gehapt hette, vnd sy aber derselben mit jren fryen willen vnd nach rat jro angepornen fruenden durch den genanten von Rumlang gänzlich ab vnd von nuewem vff andere Guetere vnd vnderpfande gewyst vnd versorget worden waere. Vff das alles woellte sy sich jro alten verschribung ledenklich verzihen, bat vnd begert, ir mit vrtail ze erfragende, wie sy das thuen soellte. Darvmb fragt ich obgenanter landrichter fuero die vrtailspraecher des Rechten, vnb ward darvff rechtlich ertailt vnd gesprochen, daß des ersten die genant frouw Froneck von Rumlang beuogtet werden vnd der selbe jr vogt soelich vogty nach ordnung biß landgerichts mit siner angelegten Hande ab biß landgerichts stab empfahen[20], daby vnd hiemit ir getruewlich beholfen ze finde geloben vnd sy vnd sich darvff verfuersprechen, dem nach die selben zue dryen maln von biß landgerichts Schran=[373/374]ken ungevarlich vßfueren, das ze bedenkend, vnd als oft fragen soellte, ob sy soelichs vnbezwungen willenklich thuen woellte, vnd als oft widervmb mit jr vor gericht komen, und das, so sy jme jedesmals verjaehen wurde, soelichs als ofte vor dem landgericht by sinem aide sagen soellte. Darvff nu frouw Froneck egemeldter form mit dem fürnemen vnd ersamen Fridrichen Fridingern genant Schriber, bürgere zue Waldshuet, mit wissen vnd willen des genanten Herrn von Rumlang, mit bekaenter vrtail beuogtet, wie vorgeschriben, zuem dritten maln vßgefuert vnd gefragt ward, vnd als jr genannter ordenlicher vogt zue jedem maln mit jr widervmb vor gericht kam, vnd als oft by sinem Aide sagt, daß sy soelich euermeldt verzyhung willenklich, bedachtlich vnd ungezwungen thuen woellte; demnach begerten aber frouw Froneck vnd jr egenanter vogt, jnen mit vrtail ze erfragend, wie nu vermeldt verzihung beschaehen vnd wie sy Soelichs vollstrecken soellten. Darvmb fragt ich aber die vrtailsprecher vnd ward darvff by jren geswornen pflichten zue recht ertailt: Wann sy, die genant von Rumlang vnd jr ordenlicher vogt in diß landgerichts Schranken giengend vnd mit jr baider angelegten haenden vnd an des landgerichts Stab diser vnd erstgemeldter Dinge sich bekaennten, vnd frouw Froneck mit verwilligung des selben jrs vogts mergenante verzyhung taete, vnd für sy vnd jr erben ze haltende hie mit gelopte, soelichs niemer mer ewenklich nit ze widertribende. Das alles vnd jedes taten vnd vollfuerten sy mit haenden, mit worten vnd werken, so darzue gehoerten, vnd damit sy soelich verzyhung vnd vffgeben gnuegsamblich vnd in kraft der nechstgesprochnen vrtail voellenklich geendet vnd dem allem gnueg hatten. Demnach vnd darvff ließ der oftgenant Herr Dietrich von Rumlang aber durch sinen fuersprechen soelchen kouff und verkouff in obgeschribner form mit allen punkten vnd artikeln gaenzlich vor gericht eroffnen, die vorgeschribenen Burgstall, Schloß, Doerfsere, Hoefe, Luete vnd guetere mit allen zuegehoerden, bestimben vnd benemben vnd bat vnd begert, wie sydmale sin vorgenant gemahel, soelich vffgeben vnd verzyhung gethon haben, mit vrtail zue erkennende, wie nu er soelichen Kouff vnd Verkouff dem oftgenanten herrn Cristoffern abbte vnd dem conuente zue Sant Blaesin jn jrs Gottshuses handhablichen gewer vnd gewalt vff die aller besten form vffgeben vnd vertagen soellte, damit soelich alles vnd jedes vff das aller bestentlichest jetz vnd hienach zue ewigen zyten one jntrag sin, siner erben vnd menglichs halb von jr allen waegen vestenklich besteen, gut handueste, kraft vnd macht hette nach dem rechten. Darvmb fragt ich obgenanter landrichter die vertailspraecher vff jr aide des[374/375] Rechten, vnb ward von den selbigen nach miner vmbfrag mit gesambnoter vrtail ainhaellenklich ertailt vnd zue recht erkaennt: Dwyl vnd sydmals die genant Froneck von Rumlang sich des wie obstat verzigen hatte, die genanten sine baid bruedere Herr Velrich vnd junker Hainrich von Rumlang in aigenen personen zegegen waeren, soelichs sahinb vnd hoertind vnd darin gewilligotind; waenn sich dann der obgenant her Dietrich, der vertoeffere, mir obgenanten landrichter in besitzueng diß gerichts naeherote, mit siner angelegten Haende an des landgerichts Stab vnd ab dem selben in der genanten abbte Cristoffers vnd des conuents vnd aller jr nachkomenden zue Sant Blaesin gemainlichen Haenden, gewere vnd gewalt ze komende gewilligote, ouch daby gelopte, den genanten koeuffern vnd jrn nachkomenden jr Notdurft zue allen zvten vor aller menglichem, allen richtern vnd gerichten, diß obgeschribenen kouffs vnd verkouffs für sich vnd alle sine erben guete troestung, veste sicherhait vnd alle waerschaft ze thuende nach dem rechten; vnd dem nach der dickgenant herr Cristoffer abbte zue Sant Blaesin, der koeuffer, in diß landgerichts Schranken gienge vnd soelichen kouf vnd verkouff die ebenempten Stuck vnd Guetere vffname vnd empfienge, daß dann soelichs vnd diß alles wol beschaehen vnd vollfuert waere nach gemainem bruche vnd gueter gewonhait und altem haerkomen diß landgerichts, vnd daenn soelichs alles vnd jedes besonders gar vnd genzlich jetz vnd hienach zue allen zyten ewenklich bestaendlichait, staete sicherhait vnd macht haben hette, doch dem hailigen römischen Rych, vnserm allergnädigisten herrn dem römischen kaiser, dem würdigen gottshuse zue Sant Gallen an jr euermeldten manschaft vnd lehenschaft, ouch miner gnaedigen herrschaft von Lupfen, allen jren erben vnd nachkomenden, ainem jeden landgrauen zue Stuelingen an jrn ftyhaiten, oeberkaiten, herrlichaiten, rechten vnd gerechtikaiten diser Graueschaft unvergriffen vnd vnschaedlich. Das alles vnd jedes gar vnd genzlich vollbrachtend, tadent vnd vollfürten baid obgenant parteyen offenlich vor mir obgenanten landrichtern vnd verpannenem landgericht mit munde vnd mit händen, so hiezue gehorten, wie jnen das ze thuende erkaennt worden. Vnd damit der oftgenant Herr Dietrich von Rumlang soelchen kouff vnd verkouff vorberuerter maßen für sich vnd alle sine erben dem genanten Herrn Cristoffern abbte vnd dem oft ermeldten conuente zue Sant Blaesin wol vnd gnuegsamblich zü jren Händen vnd gewalt vffgeben, jngeandwurt, gevertigot vnd bestaet, ouch allen vorgeschobenen dingen gnueg gethon hat, dadurch die dick vermeldten herren des genanten Gottshuses vnd alle jr nachkomenden in kraft vorgehandelter ding,[375/376] des alles nu hinfür ewenklich sicher vnd wol vertröst darane syn soellen. Diser obgemeldten vrtaile, verzihungen, vertigungen, empfahungen vnd aller vorgeschribener dinge begert der oftgenannt Herr Cristoffer abbte, min gnaediger lieber herre, jme vnd dem oftermelbten conuent vnd allen jren nachkomenden des Gottshuses zu Sant Blaesin, gloubwirbig vrkunde vnd brieff vnder biß landgerichts Insigelle[21] ze gebende, die jme vnd jnen vff min vmbfragen von den vrtailsprechern mit ainhaelliger vrtail rechtlich ertailt vnd erkaennt, vnd aller obgeschribener ding zue guetem vnd warem Vrkunde mit diß landgerichts anhangendem Insigelle besigelt vnd geben sint des landtags zue Gurtwylr by der Brucken, an des landgerichts Schranken, am Mittwoch vor dem Balmtag des Jars nach Cristi vnsers behalters gepurt gezalt vierzehenhundert vnd im achtzigosten Jare[22].

Durch diesen Kauf erwarb St. Blasien also das Schloß, die Müle und den Maierhofzu Gutenburg, die Dörfer Ülingen, Krenkingen, Tezeln und Breitenfeld, die Höfe zu Witlishalben und Tierberg, nebst eigenen Leuten zu Berau und allem Zehnten zu Inglikofen, Dietlingen, Weilheim, Bürgeln, Ensweil und Hagenau. Zu diesen Erwerbungen schlug das Stift nun die schon früher an sich gebrachten Bestandtheile der alten Herrschaft Gutenburg, nämlich die drei überwäldischen Gerichte Weilheim, Nöggersweil und Birndorf, sodann die Vogtei Berau, die kleine Herrschaft Almut, die Vogtei Gurtweil und seine im Kletgau gelegenen Güter, und bildete so das bis zur Klosteraufhebung bestandene Amt Gutenburg, welches nach dem Abgange der Burg von Gurtweil aus verwaltet wurde.

Gehen wir nun die Bestandtheile des Amtes einzeln durch. Gutenburg das Schloß machte Abt Christoph gleich nach dem Kaufe zu einem „offenen Hause" seiner Landesherren und Kastenvögte von Oesterreich[23]. Den Gefahren des Schweizerkrieges von 1499 und des Bauernkrieges von 1525 entgieng dasselbe glücklich, im 30jährigen aber wurde es von den Schweden zuerst besetzt und sodann (zwischen 1634 und 38) zerstört[24].[376/377]

Die Müle jedoch und der Maierhof bestunden fort, und 1660 errichtete St. Blasien im Einverständnisse mit dem Grafen von Sulz, in Anbetracht, daß im angrenzenden Kletgau „ein probiertes Bonerz in Quantität befindlich, hingegen (auf dem Walde) in des KlostersJurisdiction das nothwendige Holz suffizienter vorhanden und comode zu subministrieren“ hinter dem Burgstalle eine Eisenschmelze mit Schmide und Drahtzug[25].

Das Dorf Uelingen, eine Meile hinter Gutenburg, rechts an der Schlücht, hatte einst seinen eigenen Adel, etwa eine Dienstmannsfamilie des Stiftes Oeningen[26]. aus welcher 1267 und 1331 ein älterer und jüngerer Ulrich in zwei sanktblasischen Urkunden erscheinen. Eine dritte Urkunde der Gebrüder Ulrich und Bertold v. U. vom Jahre 1280 verdient hier wörtlich mitgetheilt zu werden.

Omnibus christi fidelibus hanc paginam inspecturis Volricus et Bertoldus milites de Volingen noticiam subscriptorum. Ne salubriter terminata in recidive questionis scrupulum relabantur, expedit ea scripturarum testimoniis roborari. Cum igitur super questione vel causa, quam mouimus dilectis in christo abbati et conuentui monasterii s. Blasii nigre silue, ordinis s. Benedicti, constantiensis dyocesis, super eo, quod asseruimus, eosdem molendinum prope villam Birdorf situm, ibidem habere non debere in preiudicium molendini nostri siti prope oppidum Haechwiler[27] , in discretes viros Johannem de Gurtwile, Petrum de Muenrechingen, Johannem de Grieshain milites, Johannem scultetum de Waldeshuot, necnon Burchardum de Jestetin militem, tanquam arbitros extiterit compromissum, tandem pietatis intuitu victique instantia precum nobilis viri domini Walteri de Klingen arbitrorumque premissorum renunciauimus pro nobis et omnibus heredibus nostris confitemurque presentibus renunciasse omni actioni et iuri, quod in premissis contra monasterium s. Blasii nobis competeret vel competere potuisset, confitentes ex instructione hominum ville Birdorf aliarumque villarum adiacentium, prefatos abbatem et conuentum molendinum habere debere in fundo ville predicte ipsi monasterio pertinenti in[377/378] leco ubi nunc situm est vel alibi, ubi ipsis magis videbatur expedire. Verum hiis sollempniter peractis conuentum extitit et ordinatum, nobili viro de Klingen et arbitris prefatis mediantibus, vt vnum tamen molendinum sepedicti abbas et conuentus in fundo pertinenti et annexo curie predicte in Birdorf, que dicitur der Maierhof, habere debeant et eodem staré contenti omnibus temporibus in futurum. In cuius rei testimonium presentem literam sigillorum H. diuina permissione abbatis, quo conuentus utitur, necnon nostri munimine duximus roborandam. Nos uero abbas et conuentus predicti sigillum nostrum presentibus in euidentiam premissorum duximus appendendum. Acta sunt hec ante portam oppidi Tuongen, presentibus domino Waltero nobili de Klingen, arbitris predictis, nobili viro Volrico de Guotenburk milite, magistro Waltero de Scafusa canonico S. Stephani constantie, magistro Ruodolfo rectore ecclesie in Oberneggenhain, Cuonrado dicto an dem Raine sculteto predicti oppidi, Peregrino dicto de Husen et aliis quam pluribus fide dignis. Datum anno domini MCCLXXX, VIII id. Augusti, indictione VIII.

Edelknechte von Uelingen gab es auch im Aargau: sie führten aber als pfirtische Dienstleute einen Fisch im Schilde[28], während unsere Edelleute einen 5mal schreg getheilten Schild im Sigel hatten. Leztere ließen sich in Schafhausen nieder[29] und verkauften oder vererbten Uelingen an das dortige Patriziergeschlecht im Turm, dessen Hans Wilhelm zu Jestetten 1458 „daz dorf Vlingen mit gerichten, zwingen und bennen, mit luet und guet, mit stuere, mit diensten, zinsen, vêllen, gelêssen, guelten, mit allen nuetzen und zuegehuerden, und namlich mit aller herrlikeit“ wie er und seine Vordern es bisher ingehabt, für 400 Goldgulden an den Ritter Dietrich von Rumlang zu Gutenburg überließ[30].

Zu Krenkingen, wo die Stammburg der gleichnamigen Dyna=[378/379]sten lag[31], zu Tezeln, wo ihr Familienstift ursprünglich bestund[32], und zu Breitenfeld, kamen einzelne Höfe und Güterstücke von ihnen, theils unmittelbar, theils durch Zwischenkäufer, schon 1302, 1303, 1306, 1348 und 1428 an St. Blasien und an die von Rumlang, welch letztere auch Dasjenige großentheils erwarben, was Johann von Krenkingen 1361 neben der Herrschaft Gutenburg an die Gebrüder von Hohenfals versezt hatte, namentlich die Güter, Gerichte, Zwinge und Bänne in den genannten 3 Dörfern.

Weilheim, Nöggersweil und Birndorf hießen die „überwäldischen" Gerichte, weil sie rechts von der Schlücht lagen, welche den oberalbgauischen Wald in den dies= und jenseitigen theilt. Ersteres Dorf gehörte als sanktgallisches Lehen schon ursprünglich zur Herrschaft Gutenburg und kam mit ihr an die von Rumlang, während der Fron= oder Maierhof zu Nöggersweil (wol ebenfalls einst gutenburgisch und mit dem Lehen der Burg an die Krenkinger gekommen) „mit lueten, gezwingen und gerichten, mit dem kilchensaze, mit wassern, vischenzen, wasserrunsen, velden, waelden, hoelzern, waiden und matten, mit muelinen, hofstetten und allen andern zuegehoerungen jnrehalb und usserthalb Etters des dorfes“[33], durch Konrad von Krenkingen 1279 an die Lehensherrschaft St. Gallen aufgegeben, gegen Ersaz zu Eigentum empfangen und als solches für 145 M. S. an St. Blasien verkauft worden, wie hierauf (Regeste 1279, 1280 und 1298) durch Ulrich von Gutenburg auch diejenigen Güter, welche sein Haus daselbst eigentümlich besessen.

Zu Birndorf aber besaßen die Freiherren von Klingen die meisten Güter und Leute mit der Vogtei, mit Gericht, Zwing und Bann, welches alles Walther v. K. 1271 gegen Besizungen im Elsaß an St. Blasien vertauschte, nachdem derselbe das Jahr zuvor seinen eigentümlichen Hof zu Schadenbirdorf nebst 2Schuppoßen zu Oberbirborf an den laufenburgischen BürgerMangolt Schuevi[379/380] verkauft hattet[34], dessen Sohn Heinrich und Tochter Katharine 1308 „das doerftli ze Schadebirdorf vnde zwo schvoppossen in dem dorfe ze Birdorf mit akkern, mit matten, mit holze vnde mit velde, vnde mit allem dem rechte, so dar zvo hoeret, vuer ein vries eigen“, um 60 M. Silber an das Stift überließen[35].

Berau mit dem Berge, worauf es ligt, war ursprünglich das Eigentum eines gleichnamigen Freigeschlechts, aus welchem Gottfrid schon 1108 seinen dortigen Burgsiz mit verschiedenen Gütern an St. Blasien, wo er Mönch wurde, zu einer Gottesgabe vermachte, worauf Abt Ruften daselbst ein Nonnenkloster errichten ließ[36]. Gottfrid von Berau scheint der letzte seines Geschlechtes gewesen und aus dessen Erbschaft das Vogteirecht über Berau, Brenden und Staufen theils an die Freiherren von Eschenbach, theils an die von Krenkingen übergegangen zu sein. Von den lezteren verkaufte 1360 Konrad v. K. „die vogtie ze Brenden ueber das dorf vnd ueber luet vnd guot" für 300 Gulden, und 1373 Johannes v. K. die Vogtei über den Hof zu Staufen für 30 M.S. an St. Blasien zu Händen seiner Propstei zu Berau.

Die Vogtei über das Dorf und Gotteshaus zu Berau hatte Agnes v. E. als Ehesteuer an ihren Gemahl Graf Mangold von Nellenburg verschriben, welcher sie 1287 dem schafhausischen Ritter am Stad zu kaufen gab[37]. Hierauf wurde zwischen dessen Familie und dem Stifte St. Blasien durch Verträge von 1321, 1330, 1395, 1405 und 1446, sowol die Bestimmung getroffen, daß erstere dieses Vogtrecht nur an lezteres veräußern dürfe, als auch das Verhältniß zwischen dem Propste und dem Vogtherrn bereiniget und festgesezt; 1478 aber überließ Hans am Stad (Bürgermeister zu Schafhausen) die Vogtei über Kloster und Dorf „mit gerichten, zwingen und bannen, steuren, zinsen, faellen, laeßen, huesern, Hoefen, aeckern, wisen, holz, veld, wun und waid, luet vnd guet, mit aller gewaltsami vnd herrlichait“ für 891 Gulden käuflich an das Stift[38].

Die kleine Herrschaft Almut, welche aus dem Schlosse und Maier=[380/381]hofe dieses Namens und dem Dörflein Aichen bestund, kam von ursprünglich eingebornen freien Herren an die Grafen von Lupfen, aus deren Hand sie 1352 käuflich an die von Munolfingen und sofort als Pfandschaft in wechselnden Theilen an die von Heudorf, von Landenberg, Rumlang und Reischach übergieng, bis St. Blasien sie 1495 und 1501 in seinen Besitz vereinigte. Ich habe diese Verhältnisse als ein Beispiel des Unwesens, welches damals mit solchen Theilungen und Pfandtschaften getrieben worden, schon anderswo ausführlich dargestellt[39].

Gurtweil endlich, das wolgelegene alte Dorf, wo eine Malstatt des Albgaues gewesen[40] und später der Sitz eines gleichnamigen Freigeschlechts bestanden[41], war im Verlaufe der Zeit an die Ritterfamilie von Reinach und aus deren Hand an die Edlen von Rumlang gediehen, welche das durch sie oder ihre Vorbesizer neben dem alten von der Landgrafschaft Stülingen zu Lehen rührenden Turme eigentümlich erbaute Schloß mit dem Dorfe zu einem österreichischen Lehen machten, aber schon 1444 beide Theile an Johann von Oftringen verkauften, wie dieser an Georg von Erzingen, dessen Tochter sie ihrem Gemahle Wilhelm von Griesheim 1499 als Heiratgut zubrachte[42]. Lezterer verpfändete 1520 „das Burgstall und Dorf Gurtweil an der Schluecht mit dessen Zuegehoerden, sovil daran Lehen“, an das Stift, von welchem Jacob von Heideck 1532 (gegen die erhobenen Ansprüche derer von Landenberg[43]) sie einlöste, von Oesterreich die Belehnung über Dorf und Burgstall, wie von Lupfen jene über den Turm und dessen anhangende Herrlichkeiten[44] erhielt, und als ein ansehliches Rittergut auf seine Nachkommen vererbte.[381/382]

Nachdem die heideckische Familie aber durch den 30jährigen Krieg in Verarmung gerathen und bis auf einen einzigen männlichen Lehenträger, den Hauptmann Martin v. H. herabgekommen, trug derselbe mit seinen Interessenten das gurtweilische Doppellehen mit allen eigentümlichen Gütern dem ohnehin zu Gurtweil schon mehrfach begüterten Stifte St. Blasien an, welches auch 1647 den Kauf um 45000 Gulden eingieng[45]. Es verwandelte hierauf das Heideckische Schloß in ein Propsteigebäude und verlegte den Siz des Amtes Gutenburg dahin.

Denn nach dem Anlaufe der Herrschaft Gutenburg hatte das Stift einen eigenen Amtmann darüber bestellt. Der Bestallungsbrief[46] für denselben enthielt folgende Hauptbestimmungen: „Er soll 1ns. für des gotzhuß vnd der vogty nutz und frommen fürdern vnd jren schaden wenden nach bestem vermuegen; 2ns. im schloß ze Gutenburg mit siner husfrowen, kinden, vnd diensten, für sich selbs vmb sine belonung hus halten, das selbe vnd alles, was dazu vnd darein gehoert, fleißiglich bewaren, beschützen vnd beschirmen; 3ns. die jerlichen zins, so dem schloß jngand, von den zinslueten jnziehen vnd darumb Raitung thun, kain vsstand lassen vfwachsen, oder er muß, sovil usstat, einem gnedigen Herrn bezalen vnd usrichten; 4ns. allen husrat im schloß in eeren vnd on abgang behalten, also daß man solchen nach sinem abzug befinde, wie er luet ains zettels vber geben worden; 5ns. für sich selbs, ob im schloß etwas notwendiges ze buwen were, es nit thun, sonder einem gnedigen Herrn anzaigen; 6ns. im schloß nyemand kam vffentbalt geben, noch jemand enthalten, och kain gefarlichen jnzug do haben, one eins gnedigen herrn wissen vnd willen; 7ns. für sich selbs, ob jm in zeit seines diensts ehafft sachen das gotzhus vnd schloß beruerende vor fielen, nuetz handlen, sonder ainem gnedigen herrn anzaigen vnd beschaid darob erwarten; 8ns. endlich von der jerlichen Nutzung, so ins schloß bracht wurd, nichzit verkoffen, hinleihen, noch kain enderung damit thun, sonder daselbs vff ains gnedigen herrn wolgefallen ligen lassen.“

Als Besoldung erhielt der Amtmann jährlich 10 Gulden, 12 Mutt Kernen, ebensoviel Mischelfrucht, 10 Malter Haber, 1 Fuder[382/383] Wein, ein Rindfleisch für 6 Gulden, ein „Stürzel mit Anken“ zu 50 Pfund, einen „Hofrock“, 6 Pfund „Tauengeld“, die Fischenz in der Schlücht, die Fastnacht= und Herbsthüner und Eier, endlich die Nuzung der Hofraite, der Wise und des Krautgartens beim Schlosse. Für den Fall, daß Abt und Amtmann „etwas jrrung vnd spenn“ unter sich bekämen, war bestimmt, die Sache gütlich an die beiden Landrichter im Kletgau und zu Stülingen[47] zu bringen, und selbige sie nicht vertragen möchten, durch einen Obmann entscheiden zu lassen. In Kriegszeiten aber hatte der Abt das Schloß auf seine Kosten mit Jemanden zu befezen, der es bewahre und schüze.

Das Gebiet des Gutenburger Amtes selbst suchte St. Blassen durch Ankäufe von Gütern, Gefällen und Gerechtsamen möglichst zu ergänzen und abzurunden, die Verhältnisse mit Gemeinden und einzelnen Unterthanen, wie diejenigen mit benachbarten Herrschaften und Corporationen, durch Verträge zu bereinigen und durch eine Amts-Oeffnung[48] die Handhabung und Förderung der öffentlichen Sicherheit, gesellschaftlichen Ordnung und Sittlichkeit, des Gerichts und Steuerwesens zu bestimmen. Unter Fürstabt Gerbert besonders geschah sehr viel, auch für Verbesserung der Landwirtschaft und für Beschäftigung der Armen in rauhen, unfruchtbaren Gegenden, wie auf dem Brendener Berg, wo sich mehrere Familien mit Baumwollenspinnerei und Zeugweberei[49] ernährten.

Im Jahre 1612 hatte das Stift von Graf Mar von Pappenheim, an welchen die Landgrafschaft Stülingen nach dem Erlöschen des lupfischen Hauses gediehen war, für 6700 Gulden auch die Landeshoheit sammt der Geleits-, Forst- und Landgerichtsherrlichkeit über die gutenburgischen Vogteien erkauft, worauf solche zu den santblasischen Reichsherrschaften geschlagen worden. Diese bestunden sofort in dem Oberamte Bondorf und in den Obervogtei Aemtern Blumeneck, Gutenburg und Betmaringen, welche eine zusammenhängende Landschaft von etwas über vier Quadratmeilen bildeten.

Als das Stift St. Blasien an Baden fiel, bestund das Amt (auf[383/384] einem Terrain von ohngefähr ¾ Quadratmeilen) aus den 4 Vogteien Krenkingen, Aichen, Uelingen und Berau, welche zusammen eine Bevölkerung von 3000 Seelen zählten — ein im Ganzen fleißiges und wolhabendes Volk, dessen Hauptnahrungszweig der Kornbau war. Die herrschaftlichen Einnahmen betrugen gegen 8600 und die Ausgaben etwa 1500 Gulden.[384/-]

[114/115] Seitenzahlen im Originaldruck (Seitenwechsel)
Fußnoten
[1] Original-Fussnotennummer - seitenweise gezählt
[1] [1] Arr, Gesch. v. St. Gall. 1,155. Neugart, cod. Alem. I, 153, 452, 495, 584. Hienach wären schon 774 und 814 Güter in villa Birndorf und in villa Birchinga an St. Gallen übergeben worden, in den übrigen Orten zwischen 874 und 929.

[2] [1] Vergl. Graff, Sprachschaz IV, 158.
[3] [1] Nach Stumpf (Schweiz. Chron. II, 321b) einen Schild mit zwei aufrecht stehenden Morgensternen.
[4] [2] Daselbst II, 189b, 190 und 236.
[5] [1] Vergl. Gerbert, S. N. III, 192 und 227.
[6] [1] Die Urkunden hierüber stehen bei Herrgott, cod. prob. I, 209, 216 und 251.
[7] [1] Van der Hagen, Minnesäng. IV, 119.
[8] [1] Verschreibung desselben, gegeben zu Nürnberg am St. Katharinentag 1360.
[9] [2] Seine Urkunde darüber, gegeb. zu Kostanz an St. Vitus Tag 1361.
[10] [3] Urkunde Ulrich Habchs, Stadtammanns zu Konstanz, gegeben Donnerstag nach hl. Kreuztag 1393.
[11] [3] Urkunde des Ammanns und Raths zu Schafhausen, gegeben Montags vor St. Hilarius 1407.
[12] [1] Abt Caspar, 373: „Darnach kumpt Guettenpurg vff Herrn Heinrich vnd Dietrich von Rumblang, vnd verzicht sich Wilhelm im Thurn siner Ansprach 1447." Der Kaufbrief ist nicht mehr vorhanden, aber eine Abschrift des Vergleichs zwischen Hans Wilhelm im Turm und seinen Stiefbrüdern Ulrich, Heinrich und Dieterich von Rumlang, wonach jener auf sein angesprochenes Losungsrecht auf Gutenburg verzichtet, geben uf Montag vor St. Bartholomäus des hl. zwelfbotten 1447.
[13] [2] Wie die Landgrafschaft Stülingen, welche den obern Albgau umfaßte, an den Freiherrn von Lupfen kam, ist oben S. 252 gezeigt worden. Nachdem sich der Albgau in eine obere und untere Grafschaft (Stülingen und Hauenftein) getrennt, lebte das alte Gaugericht in dem stülingischen Landgerichte fort.
[14] [3] Die Grenze zwischen dem obern und untern Albgau bildete die Schlücht, an welcher Gurtweil ligt — mit einer Brücke über den Fluß, wo auf dem linken (stülingischen) Ufer das „Bruckhaus" steht, wahrscheinlich neben der alten Landgerichtsstätte. Andere Malpläze dieses Gerichtes waren zu Strubeneich, am Richtbrunnen bei Stülingen u. s. w.
[15] [4] Veronica.
[16] [1] Christoph, aus der Familie „vom Grut" (Gereut?), war seit 1461 Abt zu St. Blassen, ein kluger und thätiger Herr, welcher strenge Regelzucht hielt und das Klostelgut zu erweitern suchte, wie er denn neben dem bedeutenden Ankaufe der Herrschaft Gutenburg noch mancherlei andere Güter erwarb. Da ihn diese Erwerbungen zur Sparsamkeit nöthigten, so bildete sich eine Partei von Unzufriedenen gegen ihn, welche statt des wahren Nuzens ihres Klosters „mehr betrachteten, wie sie zu weltlicher Pracht gelangen, und wie viel sie an Wein und Anderm über die Notdurft gewinnen möchten.“ Diese Leute erhoben bald nach dem Gutenburger Kaufe gegen Christoph einen förmlichen Prozeß, welcher zwar 1481 schiedsrichterlich geschlichtet wurde, aber den guten Abt so angegriffen hatte, daß sein Alter der Kränkung bald darauf erlag. Er starb im Jahre 1482.
[17] [1] Nicht der Burg= oder Schloßhof (area arcis) im jezigen Sinne, sondern der Maierhof bei der Burg. Es läßt sich im mittelalterlichen Sinne keine Burg denken, welche nicht eine bloße Befestigung (ohne anhangende Güter und Rechte), sondern der Mittelpunkt einer Herrschaft war, ohne einen solchen Maierhof, der oft freilich mit der Burg selber verschmolz.
[18] [1] Steuern, welche über das Gewöhnliche giengen, also ausserordentliche, freilich später meist auch zu ordentlichen gestempelte!
[19] [2] Heimsteuer war dasVermögen, so das Weib in die Ehe mitbrachte (Ehegeld, Heiratgut, Mitgift, dos); Widerlegung (Widerlage) das Gegenvermächtniß des Mannes (Widergemächte, Gegengabe, Gegengeld, contrados, donatio propter nuptias, augmentum dotis, Zugeld?) und Morgengab das Geschenk desselben an das Weib nach vollbrachtem Beilager, wofür es, als einer rein deutschen Sitte, keinen römischen Ausdruck gibt.
[20] [1] Der Stab, woraus bei uns das Scepter entstund, war von uraltersher das Zeichen der Gerichtsherrlichkeit und richterlichen Würde. Verzichte der obigen Art mußten immer vor dem Stabe des offenen Landgerichts geschehen.
[21] [1] Es ist ein mittleres Rundsigel mit dem lupsischen Wappen, dessen Umschrift nicht mehr zu lesen.
[22] [2] Der vom Verkäufer selber ausgestellte Kaufbrief ist vom St.Hilariustage desselben Jahres.
[23] [3] Urk. Erzherz. Sigemunds, geben Insbrugg am Pfingftag (Donnerstag) von St. Michael 1481.
[24] [4] Akten über das Obervogtamt zu Gutenburg von 1520 bis 1725.
[25] [1] Akten über das Bergwerk zu Gutenburg von 1660 bis 1711. Zu leichterer Auszahlung der dortigen Arbeiter ließ das Stift kupferne Auswechslungsmünzen prägen. Vergl. Berstett, bad. Münzgesch. 84.
[26] [2] Dasselbe besaß schon 965 Güter in Ülingen. Neugart, cod. Alem. I, 600. Dümge, reg. bad. 8.
[27] [3] Hächweil ist ein ganz geringes zur Gemeinde Buch (BA. Waldshut) gehöriges Dörflein; das oppidum bedeutet hier also nichts anderes, als dessen Verwahrung mit Zaun und Graben.
[28] [1] Stumpf II, 171. Vergl. Herrgott, cod. prob. I, 328 und 370: II, 564. Die Familie Velingen (Ülingen bei Stäfa im zürichisch. A. Meilen) ist von jener de Vilingen (Villingen bei Bruck im Aargau) deren Wappenbild Stumpf II, 372b als eine Bärenpfote angibt, wol zu unterscheiden.
[29] [2] Rüger (Schafhaus. Chron. 605) führt zwei Geschlechter v. Ü. auf, das zürichgauische und eines „von Hüfingen“ zubenannt, welches aller Wahrscheinlichkeit nach das unserige war.
[30] [3] Kaufbrief, geben uff Samstag vor der beschnidung unsers Herrn 1458.
[31] [1] Die Burg Krenkingen, zum Unterschiede von „Neukrenkingen“ im Kletgau, die alte genannt. Eine Urk. von 1348 spricht von Gütern gelegen „ze der alten Krenkingen"; der Kaufbrief von 1361 aber nennt „das Bugstall zue der alten Krenkingen.“
[32] [2] Die Zelle zu Tiezelnheim, um 1110 durch Markwart v. K. für Augustiner gestiftet (Gerdert, S. N. III, 79) aber noch in selbigem Jahrhundert nach Riedern bei Uelingen verlegt.
[33] [3] Urk. Konrads v. K. Datum et actum apud Krenkingen, IX id. Decembris MMCCLXXVIIII. Erneuerung durch Erzherzog Albrecht, gegeben zu Wien, Sonntags nach St. Jakob 1371.
[34] [1] Die Urkunden hierüber sind bei Gerbert( S. N. III, 185) und bei Herrgott (cod. prob. II, 421); Regesten daraus aber I, 460 dies. Zeitschr.
[35] [2] Urkunde beider Geschwister, gegeben Donnerstags vor Simonis und Jude tag 1308.
[36] [3] Die Kaufbriefe, gegeben Freitags nach St. Margret 1360, und Freitags nach St. Ulrich 1373.
[37] [4] Siehe I, 79 dieser Zeitschrift.
[38] [5] Kaufbrief, gegeben Mitwochs nach St. Bartholome 1478.
[39] [1] Geschichte der Herrschaft Almut, Badenia II, 104.
[40] [2] Herrgott, cod. prob. I, 46, 50, 55. Neugart, cod. Alem. I, 388.
[41] [3] Ruodolfus de Gurtwil, neben den Freiherren von Regensberg in einer Urk. von 1113. Schoepflin, cod, bad. I, 49. Adelbero et Eberhardus de Gurtwilo leisten, neben denen von Krenkingen, Regensberg, Kussaberg und Almut, als liberi viri einen Eid wegen des Berges Staufen (hinter Berau). Urk. von 1150 bei Herrgott, I, 174. Die späteren milites de Gurtwile waren wol nur ein Ministerialadel. Der lezte derselben, welchen ich genannt finde, erscheint 1283. Daselbst, 511.
[42] [4] Wülperz, de nobilit. Alpegaviae, msc.
[43] [5] Schiedurtel des Bischofs zu Basel in dieser Sache, gegeben zu Pruntrut, Freitags nach St. Johann Bapt. 1534.
[44] [6] Hohe Maleflz, forstliche und geleitliche, wie auch niedergerichtliche Obrigkeit. Oberlehensherr war das Reich. Urk. von 1646. Vergl.Kreuter.v.ö. Gesch. I,282.
[45] [1] Kaufs=Abhandlung zwischen St. Blasien und dem von Heidegg, gegeben zu Wislikofen, am 30ten April 1646.
[46] [2] Ordnung un d Bestallung ains Vogts zu Guttenburg im Originalconcept. Die spätern B'sbriefe erlitten natürlich nach den Verhältnissen der Zeit vielfache Veränderungen.
[47] [1] Weil die Gemeinden und Güter des Amtes auf den Gerichtsgebieten theils der kletgauischen, theils der albgauischen Landgrafschaft lagen.
[48] [2] Das älteste vorhandene Exemplar der „Öffnung mit Guttempurg“ ist von 1547 und enthält 40 Artikel.
[49] [3] Sie verfertigten eine Art Manchester, welches man „Rübelezeug“ nannte.