Aichen-GutenburgÜbersicht |
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Blick auf Aichen
von Weilheim aus über das Schlüchttal |
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Aichen ist der Hauptort der Ortschaft Aichen-Gutenburg, ein Stadtteil der Kreisstadt Waldshut-Tiengen im Landkreis Waldshut in Baden-Württemberg . Aichen war bis zum Beginn der 1970-er Jahre eine selbstständige Gemeinde. GeografieAichen liegt in den südöstlichen Ausläufern des Südschwarzwaldes, Region Hochrhein , oberhalb der Steilhänge der von Norden nach Süden verlaufenden Schlücht (Schlüchttal). Die Ortschaft liegt etwa auf halber Höhe zwischen der Schlücht und den nahen Erhebungen, im Seitental eines Schlüchtzuflusses. Der Hauptort selbst liegt auf 563 m ü. NN, der 2,6 km nördlich gelegene Ortsteil Allmut (8°16' 55“' Ost, 47°41'16“ Nord) auf ca. 590 m ü. NN und der 4 km südlich gelegene Ortsteil Gutenburg ( 8°15'16“ Ost, 47°39'18“ Nord) auf 440 m ü. NN. Die Gemarkung Aichen (früheres Gemeindegebiet) erstreckt sich vom Schlüchttal (tiefster Punkt ca. 385 m ü. NN) bis zu den Höhen des Bergrückens (höchster Punkt ca. 706 m ü. NN), der das Schlüchttal vom Steinatal im Osten trennt. OrtschaftsgliederungZur Ortschaft Aichen-Gutenburg gehören 2 kleinere Teilorte, der nördlich gelegene Ort Allmut und der südlich gelegene Ort Gutenburg sowie der links der Schlücht gelegene Teil des Fleckens Witznau. GeschichteFrühgeschichteFür den Ortsteil Gutenburg lässt sich durch bronzezeitliche Funde eine frühgeschichtliche Siedlung auf dem späteren Burgfelsen nachweisen. Die ersten Funde wurden 1880 durch den Waldshuter Bürgermeister Wagner gemacht, bei Grabungen zwischen 1930 u. 1942 wurden weitere Funde verzeichnet. Für Aichen und Allmut fehlen solche Funde vollständig. Dies ist nicht außergewöhnlich, da diese Ortsteile am Übergang zum Hochschwarzwald liegen, der keine frühgeschichtliche Siedlungsspuren mehr bietet. Dennoch sind in direkter Nachbarschaft, jenseits der Schlücht auf dem Weilheimer Berg noch einzelne frühgeschichtliche Funde, wie z. B. der lange Stein bei Nöggenschwiel und zwischen Schnörringen und Nöggenschwiel ein bronzezeitlicher Grabhügel bekannt. Für die Wehranlage, bzw. Schanze am “Horn von Berau” gibt es keine Hinweise für eine zuverlässige Datierung. Daraus lässt sich schließen, dass die Anlage nicht besiedelt war, sondern nur als Rückzugsmöglichkeit für die Berauer diente und nicht viel älter als der Ort selbst sein sein dürfte. RömerzeitÄhnlich wie bei der Frühgeschichte lassen sich für die Römerzeit (73 bis 260 n. Chr.) lediglich in Gutenburg, das offensichtlich an der Grenze des Altsiedellandes lag, römische Spuren (Münzfunde) nachweisen. In Aichen und Allmut sind keine römischen Spuren bekannt. FrühmittelalterAus nachrömischer Zeit und aus dem Frühmittelalter sind in keinem Ortsteil Spuren vorhanden. Zum Ende des Frühmittelalters, also um die erste Jahrtausendwende, lässt sich die Landnahme (Besiedlung) der mittleren Höhen, bis zu 600 m ü. NN, annehmen. Die Landnahme erfolgte wohl durch Personen bzw. Familien (Klane), die über eine gewisse lokale Macht verfügten, wobei die restlichen Bewohner der mehr oder wenigen großen Ländereien den Landnehmern “hörig” bzw. “leibeigen” waren. Zum Schutz der eigenen Rechte und des Besitzes, bildeten diese Familien kleine Herrschaften. Dies war auch eine Reaktion auf die Schwäche der Kaiser des “Heiligen römischen Reiches deutscher Nation” dessen frühe Verwaltungsstrukturen, die Gaue (hier der Alpgau), nicht mehr funktionierten. Hoch- und SpätmittelalterIm Hochmittelalter erscheinen die Orte erstmals in Urkunden.
Politisch waren die Orte im Hochmittelalter getrennt. Gutenburg gehörte zur gleichnamigen Herrschaft, die sich größtenteils jenseits der Schlücht, von Gurtweil im Süden bis Schörringen im Norden und Nöggenschwiel im Westen, erstreckte. Aichen und Allmut gehörten zur deutlich kleineren Herrschaft Allmut, die noch Hagnau umfasste. Sitz der Herren war die Burg Allmut, die auf einem Felssporn über der Schlücht lag. Spätestens zu Beginn des Spätmittelalters, etwa ab Mitte des 13. Jh., zeigten sich bei den vielen kleinen Herrschaften Verfallserscheinungen, meistens aufgrund von Verschuldung der Herrschaftsbesitzer und Donationen von Ländereien, bei uns meist an das Kloster St. Blasien. Zum Ende des Spätmittelalters waren die Herrschaften Gutenburg und Allmut entgültig im Auflösung begriffen. Kloster St. BlasienZum Ende des 15. Jahrhunderts verfügte das Kloster St. Blasien, verstreut in allen Orten der Herrschaften Gutenburg und Allmut, über Besitzungen, Rechte und Leibeigene, zu denen es durch zahlreichen Schenkungen und durch eigene Erwerbungen gekommen war. Im Jahr 1480, am 6. Dezember, ging die Herrschaft Gutenburg an das Kloster St. Blasien. 1490 wurde Gutenburg zum Amtsort der st. blasischen Verwaltung. Das “Amt Gutenburg” existierte danach bis zum Ende der klösterlichen Herrschaft. Im Jahr 1501 erwarb das Kloster den Ort Aichen, der damit aus der Herrschaft Allmut ausschied. Jedoch schon 2 Jahre später erwarb das Kloster die Höfe Allmut und Hagnau. St. blasische Reichsherrschaft BonndorfDurch den Erwerb der Herrschaft Bonndorf im Jahr 1611 erhielt das Kloster auch die hoheitlichen Rechte über zahlreiche Orte links und rechts der Schlücht. Das Amt Gutenburg wird daraufhin neu eingeteilt und in die Verwaltungsstruktur der Reichsherrschaft Bonndorf als nunmehr “Obervogteiamt Gutenburg” eingegliedert. 1640 lässt der st. blasische Abt im Verlauf des 30-jährigen Krieges die Burg Gutenburg zerstören. In der Folge wird der Amtsitz, der bisher auf dem Burgareal war, unter Beibehaltung der Bezeichnung “Obervogteiamt Gutenburg” nach Gurtweil verlegt. Übergang an das Großherzogtum BadenDer Regierung der Reichsherrschaft Bonndorf in St. Blasien wurde schon vor dem Ende des 18. Jahrhunderts bewußt, dass der Geist der Freiheit, der sich schon in den 30er-Jahren des Jahrhunderts im Loskauf der Hauensteiner manifestierte und schließlich ab den 80er-Jahren mit der Französischen Revolution ein europaweites Feuer entfachte, auch über ihre Herrschaft lange Schatten der Veränderung warf. Alte Pfarrkirche 1454 - 1972 Die Wucht der Ereignisse traf die st. blasischen Herren in nicht vorstellbarem Ausmaß. Napoleon ordnete Europa neu und bevorzugte dabei die Herrscher, die über militärische Macht verfügten und sich ihm rechtzeitig zur Seite gestellt hatten. St. Blasien hielt beständig zu ihrem Landesherrn (bezogen auf den Zwing u. Bann), dem Kaiser von Österreich, der ihnen auch als einziger Garant für den Erhalt der Reichsherrschaft und des Einflusses der katholischen Kirche erschien. Nach dem Sieg Napoleons über Österreich im zweiten Koalitionskrieg waren in der Folge alle st. blasischen Gebiete Verteilungsmasse des Friedens von Lunéville (1801). In Krenkingen notierte zu dieser Zeit der damalige Vogt Philipp Hug (seit 10.04.1802 im Amt): Jm Jahr 1806 hat die fürstliche St. Blasische Regierungsamt dem Kloster Auf heben ein Ende Genohmen. und ist An ein oder durch Streidigkeiten an die Malteser abgeben worden, sie die Maldeserhaben wenigstens Auch schon wollen besitz in St. Blasien nehmen wollen, hat aber Bald wieder Aufgehört diese Maldeser Regierung und ist An Wittenberg die Regierung oder hat müsen abgeben werden den die Wittenbergische Wappen sind an den St Blasichen Amtheüseren und in mehreren orten Auf Geschlagen gewesen Auch sind die Herren beamtden in der Ganzen Herrschaft St Blasien Auf Villingen einberufen worden und auch mehre Vorgesezte in den St. Blasichen orten, und ich habe Auch sollen Dorthin Gehen Auf Villingen um beeidiget zu werden. Aber ich wahre Dazumahl nicht zu Hauß und so hat der Umstand presiert den die Vorgesezte haben müsen dem Herren obervogt Wetzel in Gurtweil Als Wittenbergischen Vogt Anloben und so haben mir die Bürger Als Wittenbergische under Thanen müsen Anloben, hat auch nicht lange geThauert und ist dan im Jahr 1806 An baden die Regierung wieder übergangen und bin dan wider Als für das Großherzogthum Baden für Threü und Gehorsam Als Vogt beeidiget worden; lieber Gott dazu mahl wahr es wehr es Glaubt Gut Vorgesezter sein, ein Jeder Herr hat den damahligen Armen Vorgesezten befohlen, und man hat nicht Gewust wen man folgen muß und hat ein Jeder Herr unser Armes Land wollen haben. Großherzogtum BadenDie Reorganisation der Verwaltungsstrukturen dauerte noch einige Jahre. Aichen und Gutenburg waren nun eingenständige Gemeinden im Großherzogtum. Die badische Regierung führt das Land im Gegensatz zu den früheren Feudalherrn wie einen Wirtschaftsbetrieb, der Investitionen verlangt um Ertrag abzuwerfen. Beflügelt von der einsetzenden Industriealisierung brachte dies stetige Veränderungen für Aichen und Gutenburg mit sich. Per Gesetz vom 02.05.1854 wurde die Gemeinde Gutenburg aufgelöst und mit der Gemeinde Aichen vereinigt. Eine gewisse Eigenständigkeit blieb Gutenburg erhalten, indem es als Ortsteil einen eigenen Stabhalter mit einigen Freiheiten, auch einer eigenen Kasse, behielt. Ende der 1860-er Jahre kam die 1852 per Gegesetz vom Großherzogtum Baden beschlossene Landesvermessung hier zum Zug. 1874 wurden die Gemarkungspläne für Allmut, Aichen und Gutenburg fertiggestellt. Zu dieser Zeit hatte jeder der Orte seine eigene Gemarkung. Für Aichen ist diese Gemarkungskarte die älteste bekannte Karte, die den Ort und die zugehörigen Grundstücke in großer Genauigkeit abbildet. Eine etwa 100 Jahre ältere Karte müsste existiert haben, ist aber wohl unwiederbringlich verloren. Für Allmut, und Gutenburg gibt es Karten vom Ende des 18. Jahrhunderts, aus st. blasicher Zeit, die schon die Gemarkungen mit hoher Genauigkeit darstellen. Diese frühesten Karten geben, je nach Karte, Auskunft über die Besiedlung, Verkehrswege, Grundstücke, Nutzungsart und Wasserversorgung. 1840 wurde das “alte” Schul- und Rathaus erbaut. Das Schulhaus aus der Zeit der Feudalherrschaft an der Stelle des heutigen Hauses Ebi im unteren Mittlerdorf wurde verkauft. Gutenburger Schüler waren zu dieser Zeit jedoch in Weilheim eingeschult. Großherzogtum Baden im II. dt. KaiserreichIn den 1870-er und 80-er Jahren erhielten Aichen, Gutenburg und Allmut eine neue Wasserversorgung mit neuer Quellfassung, gusseisernen Rohren und Beton-Brunnen.Zu Beginn des 20. Jahrhunderts bekamen die Orte Gutenburg und Aichen durch den Fabrikanten Tröscher, der 1902 in Gutenburg ein “Stauwehr und Wassertriebwerk” errichtete, Zugang zur Elektrizität. Republik BadenNach dem ersten Weltkrieg wird das heutige Aichen-Gutenburg Teil der Republik Baden die wiederum ein Bundesland Deutschlands ist. Es ist die Zeit der ersten gesamtdeutschen Demokratie. Ergänzungen folgen. Nationalsozialistische ZeitMit der Machtergreifung der Nazionalsozialisten wurde die Gemeindeverwaltung in deren diktatorisches Regime eingebunden. 1935 regelt die Gemeindeordnung in §6, Abs. 2: … Zur Sicherung des Einklangs der Gemeindeverwaltung mit der Partei wirkt der Beauftragte der NSDAP bei bestimmten Angelegenheiten mit. … Im Rahmen dieses Gesetzes wurde die Ortsteilsgemeinde Gutenburg, die nach der Gemeindereform von 1854 durch die weitgehenden Selbstbestimmungsrechte immer noch wie eine eigenständige Gemeinde agierte, aufgehoben und in die Gemeinde Aichen eingegliedert. Die Eingliederung erfolgte ungeachtet des Protestes aus Gutenburg. Am 25. April wurden mit Hilfe der Gendarmerie der Kassenschrank und die Akten bis 1854 abgeholt und nach Aichen gebracht. Bezeichnend ist dabei, dass der Aichener Bürgermeister, wie auch der Gutenburger Stabhalter, ausdrückliche Anhänger der Nazis waren.NachkriegszeitBundesrepublikZu Beginn der 1970-er Jahre wurde das Rathaus in der neu erbauten Mehrzweckhalle untergebracht. Zur selben Zeit wurde die Alte Pfarrkirche bis auf den Turm und den Chor abgerissen und neu erstellt. Aichen war bis zum 30. Juni 1974 selbstständige Gemeinde. Danach wurde sie im Zuge der Baden-Württembergischen Verwaltungsreform der 1970er Jahre zunächst der damals noch selbstständigen Stadt Tiengen eingegliedert, die ihrerseits wiederum zum Beginn des Folgemonats mit der Stadt Waldshut zusammengelegt wurde.
EinwohnerentwicklungEinwohnerzahlen des Hauptortes inklusive der Teilorte Allmut und Gutenburg. PolitikAichen-Gutenburg ist eine Ortschaft im Sinne des Baden-Württembergischen Kommunalrechts. Die Ortschaft verfügt damit über eine eng begrenzte Selbstverwaltung. Organe dieser Selbstverwaltung sind der Ortschaftsrat und der Ortsvorsteher. OrtschaftsratDer Ortschaftsrat besteht aus 6 Ortschaftsräten, wovon 4 dem Hauptort mit Allmut und 2 dem größten Ortsteil Gutenburg zustehen. OrtsvorsteherSeit der Eingemeindung zur Großen Kreisstadt Waldshut-Tiengen trägt der Leiter der Ortschaftsverwaltung die Amtsbezeichnung Ortsvorsteher. Ortsvorsteher ist Christian Maier. Bürgermeister der ehemaligen Gemeinde Aichen
Ortsvorsteher der Ortschaft Aichen
WappenDas Wappen von Aichen zeigt 3 Eicheln mit Stiel, die, mit dem Stielansatz im Zentrum, sternförmig auseinander streben. Zwischen den Eicheln sind wiederum 3 Eichenblätter mit Stiel angeordnet, die ebenfalls mit dem Stiel im Zentrum auseinander streben. Eicheln und Eichenblätter haben die Farbe Grün und sind auf silbernem Wappengrund plaziert. Wirtschaft und InfrastrukturIndustrie und GewerbeDer einzige Industriebetrieb der Ortschaft Aichen befindet sich im Ortsteil Gutenburg. Die heutige Faserplattenfabrik wurde als Elektrizitätswerk (Wasserkraft aus der Schlücht) 1902 gegründet und stieg 1903 in die Produktion von Holzschliff für eine Papierfabrik ein. Nach der Übernahme der Fabrik durch Hugo Henselmann 1921, wurden die Holzschlifffasern zur Produktion von Holzfaserplatten verwendet. Schließlich wurde 1932 die erste Fertigungstraße Europas für Holzfaser-Dämmplatten eingerichtet. VerkehrsanbindungHauptverkehrsanbindung ist Kreisstraße 6556 die von der Landstraße 158 im Schlüchttal kommend nach 4 km Aichen erreicht und über den Bergrücken zur L 159 im Steinatal führt. BildungseinrichtungenGrundschule, Teil der Grund- und Hauptschule Gurtweil. Bauwerke und Sehenswürdigkeiten
LiteraturlisteUrkundenbücher und Regesten:
Fundberichte
Handschriften und Manuskripte
Karten
Bücher und Drucksachen zur allg. Geschichte
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