Aichen-Gutenburg

Übersicht

Blick auf Aichen
von Weilheim aus über das Schlüchttal
Wappen Karte
Basisdaten
Geografische Daten
Koordinaten: 47° 40' 30" N,
08° 15' 44" O
Höhe des Ortes: 563 m ü. NN (FP Kirche)
Fläche : 9,64 km²
Postleitzahlen : 79761 (alt: 7890)
Vorwahlen : 07747
Kfz-Kennzeichen : WT
Adresse der
Ortschaftsverwaltung:
Aichen Haus --
79761 Waldshut-Tiengen
Website: Aichen-Gutenburg
Bevölkerung
Einwohner : 377 (1970)
Bevölkerungsdichte : 39 Einwohner je km²
Politische Einbindung
Bundesland : Baden-Württemberg
Regierungsbezirk : Freiburg
Region : Hochrhein-Bodensee
Landkreis : Waldshut
Gemeinde : Waldshut-Tiengen
Kommunaler Status in Baden-Württemberg: Ortschaft von Waldshut-Tiengen
Ortsgliederung: Hauptort:
- Aichen
Nebenorte:
- Gutenburg,
- Allmut u.
- Witznau(östl. d. Schlücht)
Politik
Ortsvorsteher : Christian Maier

Aichen ist der Hauptort der Ortschaft Aichen-Gutenburg, ein Stadtteil der Kreisstadt Waldshut-Tiengen im Landkreis Waldshut in Baden-Württemberg . Aichen war bis zum Beginn der 1970-er Jahre eine selbstständige Gemeinde.

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Inhaltsverzeichnis   

Geografie

Aichen liegt in den südöstlichen Ausläufern des Südschwarzwaldes, Region Hochrhein , oberhalb der Steilhänge der von Norden nach Süden verlaufenden Schlücht (Schlüchttal). Die Ortschaft liegt etwa auf halber Höhe zwischen der Schlücht und den nahen Erhebungen, im Seitental eines Schlüchtzuflusses. Der Hauptort selbst liegt auf 563 m ü. NN, der 2,6 km nördlich gelegene Ortsteil Allmut (8°16' 55“' Ost, 47°41'16“ Nord) auf ca. 590 m ü. NN und der 4 km südlich gelegene Ortsteil Gutenburg ( 8°15'16“ Ost, 47°39'18“ Nord) auf 440 m ü. NN. Die Gemarkung Aichen (früheres Gemeindegebiet) erstreckt sich vom Schlüchttal (tiefster Punkt ca. 385 m ü. NN) bis zu den Höhen des Bergrückens (höchster Punkt ca. 706 m ü. NN), der das Schlüchttal vom Steinatal im Osten trennt.

Ortschaftsgliederung

Zur Ortschaft Aichen-Gutenburg gehören 2 kleinere Teilorte, der nördlich gelegene Ort Allmut und der südlich gelegene Ort Gutenburg sowie der links der Schlücht gelegene Teil des Fleckens Witznau.

Gemarkung Aichen-Gutenburg
Vogelperspektive, von Westen aus gesehen.
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Geschichte

Frühgeschichte

Für den Ortsteil Gutenburg lässt sich durch bronzezeitliche Funde eine frühgeschichtliche Siedlung auf dem späteren Burgfelsen nachweisen. Die ersten Funde wurden 1880 durch den Waldshuter Bürgermeister Wagner gemacht, bei Grabungen zwischen 1930 u. 1942 wurden weitere Funde verzeichnet.

Für Aichen und Allmut fehlen solche Funde vollständig. Dies ist nicht außergewöhnlich, da diese Ortsteile am Übergang zum Hochschwarzwald liegen, der keine frühgeschichtliche Siedlungsspuren mehr bietet. Dennoch sind in direkter Nachbarschaft, jenseits der Schlücht auf dem Weilheimer Berg noch einzelne frühgeschichtliche Funde, wie z. B. der lange Stein bei Nöggenschwiel und zwischen Schnörringen und Nöggenschwiel ein bronzezeitlicher Grabhügel bekannt. Für die Wehranlage, bzw. Schanze am “Horn von Berau” gibt es keine Hinweise für eine zuverlässige Datierung. Daraus lässt sich schließen, dass die Anlage nicht besiedelt war, sondern nur als Rückzugsmöglichkeit für die Berauer diente und nicht viel älter als der Ort selbst sein sein dürfte.

Römerzeit

Ähnlich wie bei der Frühgeschichte lassen sich für die Römerzeit (73 bis 260 n. Chr.) lediglich in Gutenburg, das offensichtlich an der Grenze des Altsiedellandes lag, römische Spuren (Münzfunde) nachweisen. In Aichen und Allmut sind keine römischen Spuren bekannt.

Frühmittelalter

Aus nachrömischer Zeit und aus dem Frühmittelalter sind in keinem Ortsteil Spuren vorhanden. Zum Ende des Frühmittelalters, also um die erste Jahrtausendwende, lässt sich die Landnahme (Besiedlung) der mittleren Höhen, bis zu 600 m ü. NN, annehmen. Die Landnahme erfolgte wohl durch Personen bzw. Familien (Klane), die über eine gewisse lokale Macht verfügten, wobei die restlichen Bewohner der mehr oder wenigen großen Ländereien den Landnehmern “hörig” bzw. “leibeigen” waren. Zum Schutz der eigenen Rechte und des Besitzes, bildeten diese Familien kleine Herrschaften. Dies war auch eine Reaktion auf die Schwäche der Kaiser des “Heiligen römischen Reiches deutscher Nation” dessen frühe Verwaltungsstrukturen, die Gaue (hier der Alpgau), nicht mehr funktionierten.

Hoch- und Spätmittelalter

Im Hochmittelalter erscheinen die Orte erstmals in Urkunden.

Jahr Ortsteil Schreibweise Vorgang
1094 Allmut Almŭt Grundstückstransaktion des Berthold v. Allmut
1128 Gutenburg Guttenburg bzw. Gutenburch Rudolf von Gutenburg ist Zeuge bei der Verleihung des Meieramtes in Glarus.
1243 Aichen Eichein Bei einer Grundstücksvergabe des Hugo v. Tiefenstein ist Pfarrer Dietrich von Aichen Zeuge.
Ausdehnung der
Herrschaften Allmut und Gutenburg
mit den angrenzenden Herrschaften.
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Politisch waren die Orte im Hochmittelalter getrennt.

Gutenburg gehörte zur gleichnamigen Herrschaft, die sich größtenteils jenseits der Schlücht, von Gurtweil im Süden bis Schörringen im Norden und Nöggenschwiel im Westen, erstreckte.
Sitz der Herrschaft war die Burg Gutenburg auf einem freistehenden Felsen links der Schlücht gelegen. s. a. Sozialstudie zur Gutenburg.

Aichen und Allmut gehörten zur deutlich kleineren Herrschaft Allmut, die noch Hagnau umfasste. Sitz der Herren war die Burg Allmut, die auf einem Felssporn über der Schlücht lag.

Spätestens zu Beginn des Spätmittelalters, etwa ab Mitte des 13. Jh., zeigten sich bei den vielen kleinen Herrschaften Verfallserscheinungen, meistens aufgrund von Verschuldung der Herrschaftsbesitzer und Donationen von Ländereien, bei uns meist an das Kloster St. Blasien. Zum Ende des Spätmittelalters waren die Herrschaften Gutenburg und Allmut entgültig im Auflösung begriffen.

Kloster St. Blasien

Zum Ende des 15. Jahrhunderts verfügte das Kloster St. Blasien, verstreut in allen Orten der Herrschaften Gutenburg und Allmut, über Besitzungen, Rechte und Leibeigene, zu denen es durch zahlreichen Schenkungen und durch eigene Erwerbungen gekommen war.

Im Jahr 1480, am 6. Dezember, ging die Herrschaft Gutenburg an das Kloster St. Blasien. 1490 wurde Gutenburg zum Amtsort der st. blasischen Verwaltung. Das “Amt Gutenburg” existierte danach bis zum Ende der klösterlichen Herrschaft.

Im Jahr 1501 erwarb das Kloster den Ort Aichen, der damit aus der Herrschaft Allmut ausschied. Jedoch schon 2 Jahre später erwarb das Kloster die Höfe Allmut und Hagnau.
Das Kloster verfügte nun über die vollständigen Feudalrechte aller Ortsteile der heutigen Ortschaft Aichen-Gutenburg. Die hoheitlichen Rechte lagen jedoch, nach wie vor, bei den Grafen von Lupfen.
Aichen wurde nun Vogtei, von der aus die Nachbarorte verwaltet wurden.

Reichsherrschaft Bonndorf
mit dem Obervogteiamt Gutenburg.
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St. blasische Reichsherrschaft Bonndorf

Durch den Erwerb der Herrschaft Bonndorf im Jahr 1611 erhielt das Kloster auch die hoheitlichen Rechte über zahlreiche Orte links und rechts der Schlücht. Das Amt Gutenburg wird daraufhin neu eingeteilt und in die Verwaltungsstruktur der Reichsherrschaft Bonndorf als nunmehr “Obervogteiamt Gutenburg” eingegliedert.

1640 lässt der st. blasische Abt im Verlauf des 30-jährigen Krieges die Burg Gutenburg zerstören. In der Folge wird der Amtsitz, der bisher auf dem Burgareal war, unter Beibehaltung der Bezeichnung “Obervogteiamt Gutenburg” nach Gurtweil verlegt.

Übergang an das Großherzogtum Baden

Der Regierung der Reichsherrschaft Bonndorf in St. Blasien wurde schon vor dem Ende des 18. Jahrhunderts bewußt, dass der Geist der Freiheit, der sich schon in den 30er-Jahren des Jahrhunderts im Loskauf der Hauensteiner manifestierte und schließlich ab den 80er-Jahren mit der Französischen Revolution ein europaweites Feuer entfachte, auch über ihre Herrschaft lange Schatten der Veränderung warf.
1799 war diese Entwicklung soweit fortgeschritten, dass der Fürst-Abt Mauritius das Weite suchte, jedoch nicht ohne zuvor Vögte abzusetzen und an ihrer Stelle getreue Kloster-Brüder zu benennen. In Aichen dokumentiert dies ein Eintrag im Pfarrbuch. Dabei wird der damalige Vogt Fridolin Boll abgesetzt und der Bibliothekar des Klosters St. Blasien, Ambrosius Eichhorn, als Interims-Vogt benannt. Dieser Bibliothekar ist der, der 1793 mit dem Buch “Gedanken über die Freiheit für den deutschen Landmann” auf die nahenden Umwälzungen in Europa reagierte.

Alte Pfarrkirche 1454 - 1972
Alte Pfarrkirche 1454 - 1972

Die Wucht der Ereignisse traf die st. blasischen Herren in nicht vorstellbarem Ausmaß. Napoleon ordnete Europa neu und bevorzugte dabei die Herrscher, die über militärische Macht verfügten und sich ihm rechtzeitig zur Seite gestellt hatten. St. Blasien hielt beständig zu ihrem Landesherrn (bezogen auf den Zwing u. Bann), dem Kaiser von Österreich, der ihnen auch als einziger Garant für den Erhalt der Reichsherrschaft und des Einflusses der katholischen Kirche erschien. Nach dem Sieg Napoleons über Österreich im zweiten Koalitionskrieg waren in der Folge alle st. blasischen Gebiete Verteilungsmasse des Friedens von Lunéville (1801).
In den Verhandlungen über die Aufteilung der Gebiete wurde die Zuteilung mehrmals geändert. Zunächst wurden die hiesigen st. blasischen Gebiete dem Großpriorat der Johanniter mit Sitz in Heitersheim als Entschädigung zugesprochen. Die Besitznahme durch die Johanniter soll jedoch auf die Gegenwehr des Klosters gestossen sein. Nach weiteren Verhandlungen wurden diese Gebiete dem Fürst von Modena als Ersatz für das verlorene Fürstentum in Norditalien zugesprochen. Auch hier ist wohl nie eine tatsächliche Besitznahme erfolgt.
Am 26. Dezember 1805 erhielt das Königreich Württemberg den Zuschlag für die Inbesitznahme der Reichsherrschaft Bonndorf und des Zwing und Bann St. Blasiens. Wenige Wochen später besetzten württembergische Truppen die Gebiete und brachten an den Verwaltungsgebäuden der Gemeinden ihre Wappenbleche an. Politisch gehörte nun das heutige Aichen-Gutenburg zum Königreich Württemberg.
Schließlich fand durch Gebietstausch im Sommer des Jahres 1806 das Tauziehen um die Zukunft dieser ehemals st. blasischen Gebiete ein Ende und der Großherzog von Baden wurde neuer Landesherr. Die Übergabe erfolgte feilerlich im September des selben Jahres.

In Krenkingen notierte zu dieser Zeit der damalige Vogt Philipp Hug (seit 10.04.1802 im Amt):

Jm Jahr 1806 hat die fürstliche St. Blasische Regierungsamt dem Kloster Auf heben ein Ende Genohmen. und ist An ein oder durch Streidigkeiten an die Malteser abgeben worden, sie die Maldeserhaben wenigstens Auch schon wollen besitz in St. Blasien nehmen wollen, hat aber Bald wieder Aufgehört diese Maldeser Regierung und ist An Wittenberg die Regierung oder hat müsen abgeben werden den die Wittenbergische Wappen sind an den St Blasichen Amtheüseren und in mehreren orten Auf Geschlagen gewesen Auch sind die Herren beamtden in der Ganzen Herrschaft St Blasien Auf Villingen einberufen worden und auch mehre Vorgesezte in den St. Blasichen orten, und ich habe Auch sollen Dorthin Gehen Auf Villingen um beeidiget zu werden. Aber ich wahre Dazumahl nicht zu Hauß und so hat der Umstand presiert den die Vorgesezte haben müsen dem Herren obervogt Wetzel in Gurtweil Als Wittenbergischen Vogt Anloben und so haben mir die Bürger Als Wittenbergische under Thanen müsen Anloben, hat auch nicht lange geThauert und ist dan im Jahr 1806 An baden die Regierung wieder übergangen und bin dan wider Als für das Großherzogthum Baden für Threü und Gehorsam Als Vogt beeidiget worden; lieber Gott dazu mahl wahr es wehr es Glaubt Gut Vorgesezter sein, ein Jeder Herr hat den damahligen Armen Vorgesezten befohlen, und man hat nicht Gewust wen man folgen muß und hat ein Jeder Herr unser Armes Land wollen haben.

Großherzogtum Baden

Die Reorganisation der Verwaltungsstrukturen dauerte noch einige Jahre. Aichen und Gutenburg waren nun eingenständige Gemeinden im Großherzogtum.
Erst im Jahr 1811 wird in Aichen ein neuer Vogt, Gregor Ebi, genannt.
Im Zuge einer Verwaltungsreform im Großherzogtum Baden wurde 1830 Jakob Blum als letzter Vogt von Aichen erwähnt. Von da an waren Bürgermeister die leitenden Personen der Gemeinden. In Aichen war Martin Hug der erste Bürgermeister.

Die badische Regierung führt das Land im Gegensatz zu den früheren Feudalherrn wie einen Wirtschaftsbetrieb, der Investitionen verlangt um Ertrag abzuwerfen. Beflügelt von der einsetzenden Industriealisierung brachte dies stetige Veränderungen für Aichen und Gutenburg mit sich.

Übersicht über die
Gemarkungen von Allmut,
Aichen und Gutenburg um 1874.
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Per Gesetz vom 02.05.1854 wurde die Gemeinde Gutenburg aufgelöst und mit der Gemeinde Aichen vereinigt. Eine gewisse Eigenständigkeit blieb Gutenburg erhalten, indem es als Ortsteil einen eigenen Stabhalter mit einigen Freiheiten, auch einer eigenen Kasse, behielt.

Ende der 1860-er Jahre kam die 1852 per Gegesetz vom Großherzogtum Baden beschlossene Landesvermessung hier zum Zug. 1874 wurden die Gemarkungspläne für Allmut, Aichen und Gutenburg fertiggestellt. Zu dieser Zeit hatte jeder der Orte seine eigene Gemarkung. Für Aichen ist diese Gemarkungskarte die älteste bekannte Karte, die den Ort und die zugehörigen Grundstücke in großer Genauigkeit abbildet. Eine etwa 100 Jahre ältere Karte müsste existiert haben, ist aber wohl unwiederbringlich verloren. Für Allmut, und Gutenburg gibt es Karten vom Ende des 18. Jahrhunderts, aus st. blasicher Zeit, die schon die Gemarkungen mit hoher Genauigkeit darstellen. Diese frühesten Karten geben, je nach Karte, Auskunft über die Besiedlung, Verkehrswege, Grundstücke, Nutzungsart und Wasserversorgung.

1840 wurde das “alte” Schul- und Rathaus erbaut. Das Schulhaus aus der Zeit der Feudalherrschaft an der Stelle des heutigen Hauses Ebi im unteren Mittlerdorf wurde verkauft. Gutenburger Schüler waren zu dieser Zeit jedoch in Weilheim eingeschult.
Ab 1871 wurde das heutige Aichen-Gutenburg mit dem Großherzogtum Baden Teil des II. deutschen Kaiserreiches.
1866 wurde der untere Teil der Schlüchttalstraße bis Witznau fertiggestellt, im Jahr darauf wurde die Straße nach Berau in Angriff genommen und die Fortführung bis nach Ühlingen wurde 1873 eröffnet. Die Berghausstraße von Tiengen nach Ühlingen, über die bis dahin der ganze Verkehr lief, war damit unbedeutend geworden und gleichzeitig nahm der Verkehr auf der neuen Schlüchttalstraße, insbesondere für Sägeholztransporte, stetig zu.

Großherzogtum Baden im II. dt. Kaiserreich

In den 1870-er und 80-er Jahren erhielten Aichen, Gutenburg und Allmut eine neue Wasserversorgung mit neuer Quellfassung, gusseisernen Rohren und Beton-Brunnen.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts bekamen die Orte Gutenburg und Aichen durch den Fabrikanten Tröscher, der 1902 in Gutenburg ein “Stauwehr und Wassertriebwerk” errichtete, Zugang zur Elektrizität.
1914 wurde die neue Straßenverbindung von Aichen nach Gutenburg fertiggestellt. Vorausgegangen war ein Jahrelanger Streit über die Trassenführung für die gewünschte Anbindung an die Schlüchttalstraße. Zur Diskussion standen zwei Trassen nach Witznau, eine über das Elbachtal ins Schlüchttal und jene über Gutenburg. Die Trassenvariante über Gutenburg wurde 1908 von der Kerngemeinde Aichen mit 17 zu 16 Stimmen beschlossen. Im Anschluss gab es nachhaltigen Streit innerhalb der Kerngemeinde Aichen und auch mit dem, immer noch mit weitgehenden Selbstbestimmungsrechten ausgestatteten, Ortsteil Gutenburg, wobei sich dieser Streit nicht nur auf den Grunderwerb beschränkte. Nach Fertigstellung der neuen Ortsverbindung von Aichen nach Gutenburg wurde die alte Anbindung vom Außerdorf über Faulplatte, das Kreuz im Gewann Kälberwaid und den Bellenrain zu den Höfen in Gutenburg als Ortsverbindung unbedeutend.
Gleich nachdem die Ortsverbindung Gutenburg-Aichen eröffnet war wurde auch die Mittlerdorfstraße durch die Straße an der Gemeindehalle vorbei umfahren.

Republik Baden

Nach dem ersten Weltkrieg wird das heutige Aichen-Gutenburg Teil der Republik Baden die wiederum ein Bundesland Deutschlands ist. Es ist die Zeit der ersten gesamtdeutschen Demokratie.


Ergänzungen folgen.

Nationalsozialistische Zeit

Mit der Machtergreifung der Nazionalsozialisten wurde die Gemeindeverwaltung in deren diktatorisches Regime eingebunden. 1935 regelt die Gemeindeordnung in §6, Abs. 2: … Zur Sicherung des Einklangs der Gemeindeverwaltung mit der Partei wirkt der Beauftragte der NSDAP bei bestimmten Angelegenheiten mit. … Im Rahmen dieses Gesetzes wurde die Ortsteilsgemeinde Gutenburg, die nach der Gemeindereform von 1854 durch die weitgehenden Selbstbestimmungsrechte immer noch wie eine eigenständige Gemeinde agierte, aufgehoben und in die Gemeinde Aichen eingegliedert. Die Eingliederung erfolgte ungeachtet des Protestes aus Gutenburg. Am 25. April wurden mit Hilfe der Gendarmerie der Kassenschrank und die Akten bis 1854 abgeholt und nach Aichen gebracht. Bezeichnend ist dabei, dass der Aichener Bürgermeister, wie auch der Gutenburger Stabhalter, ausdrückliche Anhänger der Nazis waren.

Nachkriegszeit

Bundesrepublik

Zu Beginn der 1970-er Jahre wurde das Rathaus in der neu erbauten Mehrzweckhalle untergebracht. Zur selben Zeit wurde die Alte Pfarrkirche bis auf den Turm und den Chor abgerissen und neu erstellt.

Aichen war bis zum 30. Juni 1974 selbstständige Gemeinde. Danach wurde sie im Zuge der Baden-Württembergischen Verwaltungsreform der 1970er Jahre zunächst der damals noch selbstständigen Stadt Tiengen eingegliedert, die ihrerseits wiederum zum Beginn des Folgemonats mit der Stadt Waldshut zusammengelegt wurde.

Jahr Einwohnerzahlen
1871 330
1900 280
1925 283
1939 342
1950 414
1961 363
1970 377

Einwohnerentwicklung

Einwohnerzahlen des Hauptortes inklusive der Teilorte Allmut und Gutenburg.

Politik

Aichen-Gutenburg ist eine Ortschaft im Sinne des Baden-Württembergischen Kommunalrechts. Die Ortschaft verfügt damit über eine eng begrenzte Selbstverwaltung. Organe dieser Selbstverwaltung sind der Ortschaftsrat und der Ortsvorsteher.

Ortschaftsrat

Der Ortschaftsrat besteht aus 6 Ortschaftsräten, wovon 4 dem Hauptort mit Allmut und 2 dem größten Ortsteil Gutenburg zustehen.

Ortsvorsteher

Seit der Eingemeindung zur Großen Kreisstadt Waldshut-Tiengen trägt der Leiter der Ortschaftsverwaltung die Amtsbezeichnung Ortsvorsteher.

Ortsvorsteher ist Christian Maier.

Bürgermeister der ehemaligen Gemeinde Aichen

Ortsvorsteher der Ortschaft Aichen

  • Peter Ruhe
  • Ruprecht Isele
  • Markus Ebi
  • Christian Maier

Wappen

Das Wappen von Aichen zeigt 3 Eicheln mit Stiel, die, mit dem Stielansatz im Zentrum, sternförmig auseinander streben. Zwischen den Eicheln sind wiederum 3 Eichenblätter mit Stiel angeordnet, die ebenfalls mit dem Stiel im Zentrum auseinander streben. Eicheln und Eichenblätter haben die Farbe Grün und sind auf silbernem Wappengrund plaziert.

Wirtschaft und Infrastruktur

Industrie und Gewerbe

Der einzige Industriebetrieb der Ortschaft Aichen befindet sich im Ortsteil Gutenburg. Die heutige Faserplattenfabrik wurde als Elektrizitätswerk (Wasserkraft aus der Schlücht) 1902 gegründet und stieg 1903 in die Produktion von Holzschliff für eine Papierfabrik ein. Nach der Übernahme der Fabrik durch Hugo Henselmann 1921, wurden die Holzschlifffasern zur Produktion von Holzfaserplatten verwendet. Schließlich wurde 1932 die erste Fertigungstraße Europas für Holzfaser-Dämmplatten eingerichtet.

Verkehrsanbindung

Hauptverkehrsanbindung ist Kreisstraße 6556 die von der Landstraße 158 im Schlüchttal kommend nach 4 km Aichen erreicht und über den Bergrücken zur L 159 im Steinatal führt.

Bildungseinrichtungen

Grundschule, Teil der Grund- und Hauptschule Gurtweil.

Bauwerke und Sehenswürdigkeiten

  • Burgruine Gutenburg
  • Hutpfad
  • kath. Kirche in Aichen
  • Zehntscheuer in Aichen
  • Mehrzweckhalle in Aichen
  • Wendelinskapelle in Allmut
  • Burgruine Allmut
  • Fußweg zum Allmuter Steg

Literaturliste

Urkundenbücher und Regesten:

  • Alsatia Aevi Merovingici Carolingici Saxonici Salici Suevici Diplomatica; Bd. 01; Schoepflin; 1772
  • Codex Diplomaticus Alemanniae Et Burgundiae Bd. 02; Neugart; 1795.
  • Codex diplomaticus Historiae Silvae Nigrae; Bd. 03; Gerbert; 1788
  • Das Kloster Allerheiligen in Schaffhausen; Baumann; 1881.
  • Freiburger Diöcesean-Archiv; Bd. 01; 1865 - Lib proclamat.
  • Freiburger Diöcesean-Archiv; Bd. 25; 1896.
  • Fürstenbergisches Urkundenbuch; Bd. 02; v. Riezler; 1877.
  • Fürstenbergisches Urkundenbuch; Bd. 05; v. Riezler; 1885.
  • Fürstenbergisches Urkundenbuch; Bd. 06; v. Riezler; 1889.
  • Fürstenbergisches Urkundenbuch; Bd. 07; v. Riezler; 1891.
  • Genealogia diplomatica Augustae Gentis Habsburgicae; T. 02; Bd. 02; Herrgott; 1787.
  • Genealogia diplomatica Augustae Gentis Habsburgicae; T. 02; Bd. 03;
  • Historia Zaringo Badensis; Bd. 05; Schoepflin; 1765.
  • Monumenta hohenbergica; Schmidt; 1862.
  • Quellen zur Schweizer Geschichte; Bd. 01; Studer; 1877.
  • Quellensammlung der Badischen Landesgeschichte; Bd 03; Mone; 1863
  • Regesta Badensia; Bd 01; Dümge; 1836.
  • Regesten der ehemals sanktblasier Propsteien Klingnau und Wislikofen im Aargau; Huber; 1878.
  • Urkunden für die Geschichte der Stadt Bern; Bd. 01; 1853
  • Urkunden zur Schweizer Geschichte aus österreichischen Archiven; Bd. 01; Thommen; 1899.
  • Urkunden zur Schweizer Geschichte aus österreichischen Archiven; Bd. 02; Thommen; 1900.
  • Urkundenbuch der Abtei St. Gallen; Teil 3; Bd. 04; Wartmann; 1899.
  • Urkundenbuch der Landschaft Basel; Bd. 01; Boos; 1881.
  • Urkundenbuch der Stadt Basel; Bd. 01; Wackernagel, Thommen; 1890.
  • Urkundenbuch der Stadt Basel; Bd. 02; Wackernagel, Thommen; 1893.
  • Urkundenbuch der Stadt und Landschaft Zürich; Bd. 01; Escher, Schweizer; 1888.
  • Urkundenbuch der Stadt und Landschaft Zürich; Bd. 04, Escher, Schweizer; 1894.
  • Urkundenbuch des Klosters St. Blasien; Bd. 01; Braun; 2003.
  • Urkundensammlung zur Geschichte des Kantons Glarus; Bd. 01; Blumer; 1865.
  • Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins; Bd. 01; 1850; - Liber decimationis cleri Constanciensis pro papa de anno 1275 -
  • Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins; Bd. 03; 1852.
  • Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins; Bd. 05; 1854; - Lib. marc. -
  • Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins; Bd. 06; 1855.
  • Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins; Bd. 09; 1858; - Notiia. fundationis. monasterii s. Georgii -
  • Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins; Bd. 10; 1859.
  • Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins; Bd. 22; 1869.
  • Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins; Bd. 29; 1877.

Fundberichte

  • Badische Fundberichte; 1925 - 1967.
  • Fundberichte aus Baden-Württemberg; 1974 - 2003.
  • Urgeschichte des Hochrheins; Badische Fundberichte; Sonderheft 11; Gersbach; 1969.
  • Fundstätten und Funde aus vorgeschichtlicher, römischer und alamannisch-fränkischer Zeit im Großherzogtum Baden; Wagner; 1908.
  • Die römerzeitliche Besiedlung am östlichen Hochrhein; Trumm; 2002.

Handschriften und Manuskripte

  • Kirchenbücher der Gemeinde Aichen; Bd. 01 - 04; ab 1682.
  • Akten des Gemeindearchivs Aichen-Gutenburg;
  • Protokollbuch der Gemeinde Aichen aus dem 18. u. 19. Jh.;
  • Protokollbuch der Gemeinde Kenkingen aus dem 18. u. 19. Jh.;
  • Die Geschichte Gutenburgs, A. Müller; zw. 1929 u. 1939.
  • Div. Schreibmaschinen-Maunskripte, Wernet; zw. 1930 u. 1965.

Karten

  • Grundriß über den Allmuter Bann, in der Vogtey Eichen im Amt Gutenburg gelegen; J. Keller, Renovator; 1796.
  • Karte über den Bann Gutenburg; n.n.; um 1800
  • Charte von Schwaben; Blatt 38, Waldshut; 1827.
  • Topographische Karte über das Großherzogthum Baden; Blatt Waldshut; Großherzoglich militairisch topogrphisches Bureau; E. H. Michaelis; 1847.
  • Atlas der Gemarkung Aichen; Eisele, Geometer; 1870-74.
  • Atlas der Gemarkung Gutenburg; Eisele, Geometer; 1870-74.
  • Atlas der Gemarkung Allmuth; Eisele, Geometer; 1870-74.
  • Topografische Karte von Baden-Würtemberg - digital; Landesvermessungsamt Baden-Württemberg; 2005.

Bücher und Drucksachen zur allg. Geschichte

  • Der Amts-Bezirk oder die ehemalige sanktblasische Reichsherrschaft Bondorf; Kürzel; 1861.
  • Chronik über Straßenbau und Straßenverkehr in dem Großhertogthum Baden; F. J. Baer; 1878.
  • Deutsche Gemeindeordnung; Deutsches Reich; 30. Januar 1935.
  • Geschichte des Klosters St. Blasien und seiner Besitzungen; Wernet; 1955.
  • Die Chronik des Kreises Waldshut; Matt-Willmatt et al.; 1956.