Geschichte der Ortsgemeinde GutenburgVon den Anfängen bis ins 20. Jahrhundert.
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GeografieGutenburg liegt am Übergang der Mündungsebene der Schlücht in die südöstlichen Ausläufer des Südschwarzwaldes, Region Hochrhein. Die Gemarkung liegt östlich der Schlücht, deren Mitte die Westgrenze bildet. Die Südgrenze beginnt im Westen gegenüber der Haselbachmündung (tiefster Punkt der ehem. Gemarkung Gutenburg und der heutigen Ortschaft Aichen-Gutenburg, ca. 385 m ü. NN) und zieht sich nach Nordosten hin, zunächst den Abhang des Schlüchttales hinauf um dann dem Nordhang des Krebsbachtales, einem Seitental der Schlücht, auf knapp 450 m ü. NN. zu folgen. Nachdem die Grenze die Talsohle des Krebsbachtales erreicht hat, steigt die Grenze erneut an dessen Nordhang an, bis sie die Gutenburger Bergäcker erreicht, wo die Grenzen der Gemarkungen Gurtweil, Tiengen und Gutenburg (heute Aichen) zusammenlaufen. Von dort zieht sich die Grenze weiter nach Osten durch den Hüller bis sie im Hörnletobel den Oberlauf des Talbaches, der über Tiengen in die Wutach fließt, erreicht. Dem Talbach folgt die Grenze rund 400 m nach Südosten bis sie am Osthang eines einmündenden Seitentobel des Talbaches als Ostgrenze rund 400 m stracks nach Norden abknickt, um dann wiederum als Nordgrenze den Hüller gegen Westen bis zum Aichener Gewann „Bergäcker” erneut zu durchqueren. Vom Gewann „Bergäcker”, die im Süden zu einem kleinen Teil zu Gutenburg gehören, zieht sich die Nordgrenze entlag des Hüllers durch die Waldung "Bellenrain" über die „Bellenäcker”, quert die Kreisstraße, um schließlich unterhalb des schroffen Schlüchtabhanges wieder auf die Westgrenze in der Schlücht zu stoßen. GeschichtePrägend für die Geschichte Gutenburgs ist der Burghügel, ein Fels des Grundgebirges, der den Erosionskräften der Schlücht, die ihn zeitweise auch östlich umflossen hatte, widerstand. FrühgeschichteDen Schutz und den Überblick, den der heutige Burgfelsen bietet, schätzten bereits frühgeschichtliche Bewohner unserer Gegend. Dies beweisen Funde von Werkzeugen, Hausrat und Essensresten aus frühgeschichtlicher Zeit. Dabei muss davon ausgegangen werden, dass diese Bewohner ihrem Lebensunterhalt hauptsächlich in den Flussniederungen des Unterlaufs von Wutach und der Schlücht bei Gurtweil nachgingen. Dies ist daraus zu schließen, dass frühgeschichtliche Funde in den westlich und nördlich zum Schwarzwald hin ansteigenden Gebieten praktisch nicht mehr vorkommen. Gebiete in denen frühgeschichtliche Funde vorliegen, wie z. B. Rheintal, Wutachtal aber auch die Alp bzw. der spätere Alpgau westlich der Wutach, bezeichnet man als „Altsiedelland”. RömerWie bei der frühgeschichtlichen Besiedlung unserer Gegend, haben auch die Römer die Höhenlagen des Schwarzwaldes als Siedlungsraum gemieden. Siedlungsspuren gibt es hier nicht einmal in Gutenburg. Der nächste Römerhof lag im Gewann „Steinbrunnen” in Gurtweil. Jedoch sind Münzfunde in Gutenburg gemacht worden, was darauf hindeutet, dass sich die Römer hier z. B. zur Jagt oder Holzgewinnung aufhielten. FrühmittelalterDer Beginn der dauerhaften Besiedlung Gutenburgs kann spätestens ab dem frühen Mittelalter angenommen werden. Gemäß dem „Liber originum monasterii Sancti Blasii” soll das Kloster St. Gallen wegen seiner Besitzungen in der Region auf dem Burgfelsen bereits einen Turm errichtet haben. Dieses 1716 in Waldshut geduckte Werk wurde von Columban Reble, ein Ordensbruder in St. Blasien, herausgegeben, wobei die Vorarbeit des Abtes Caspar I, Molitor, aus der Mitte des 16. Jahrhunderts eingeflossen sei. Der Abt Caspar soll, so vermutet man wiederum, sein Wissen aus dem verloren gegangenen „Liber fundationis” gehabt haben. Um den ersten Jahrtausendwechsel änderten sich die Machtverhältnisse im Heiligen Römischen Reich. Die karolingische Reichsorganisation mit Kaiserpfalzen und Gauen wird von lokalen Mächten vereinnahmt. Überall stecken sich einflussreiche und mächtige Familien eigene Herrschaften ab, in denen sie verschiedene hoheitliche Rechte beanspruchen. Im Zuge dieser Entwicklung soll, wie aus dem „Liber originum monasterii Sancti Blasii” weiter hervorgeht, auch ein Geschlecht derer von Gutenburg den „Burg”-Hügel mit Turm zum Lehen erhalten haben. Diese hätten dann um den Turm eine Festung gebaut. HochmittelalterEine gesicherte Urkundenlage bezüglich der Herrschaft Gutenburg liegt erst mit Beginn des Hochmittelalters vor und erlaubt genauere und verbindlichere Aussagen. Zunächst soll das Gründergeschlecht genauere Beachtung finden. Das Geschlecht derer „von Gutenburg”Für Gutenburg wird erstmals in einer Urkunde vom Jahr 1128 das gleichnamige Geschlecht bekannt. Woher das Geschlecht kam, darüber spekulieren schon Abt Caspar und im 19. Jhd. auch J. Bader in seinem Beitrag „Das ehemals sanktblasische Amt Gutenburg” in der „Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins” mit mäßigem Erfolg, was der noch dünnen Urkundenlage in dieser Zeit geschuldet ist. So ist tatsächlich nicht bekannt, ob das Geschlecht derer von Gutenburg den Namen mit brachten oder ihn von der „Guten Burg”, wobei man sich bewusst sein muss, dass zunächst nur ein Turm stand. Der Turm wiederum kann jedoch nicht schwächlich gewesen sein, da dieser auch die Zerstörung im 17 Jhd. überstanden haben soll und erst eingebrochen sei, als Raubgräber ihn untergruben. ![]() Wappendarstellung mit den Farben nach Abt Caspar. Doch zurück zu den Urkunden, für die folgende Faustregeln aufgestellt werden können:
Der ersten Urkunde mit Nennung derer von Gutenburg aus dem Jahre 1128 folgen erst über 50 Jahre später, im Jahr 1187, zwei weitere und wiederum fast 50 Jahre später die aus dem Jahre 1235. Erst ab 1251 taucht alle paar Jahre das Geschlecht v. Gutenburg in Urkunden auf. Aus dieser zeitlichen Abfolge lässt sich vermuten, dass die Herren v. Gutenburg schon Jahrzehnte vor der ersten Nennung, wenn nicht schon um die erste Jahrtausendwende an der Schlücht Fuß gefasst haben. Die folgende Tabelle listet eine Auswahl von Namen mit Titel und dem Jahr der Urkunde auf. Alle Urkunden(soweit bearbeitet) sind im Detail auf der Webseite Urkundenbuch einsehbar. Das Wappen der Herren von Gutenburg wird auf einer eigenen Webseite erläutert.
Wie sich der Eigentumserwerb der Ritter an Land und Leuten gestaltete ist nicht in Urkunden erfasst. Man muss davon ausgehen, dass die mächtigen Familien ihr Eigentum, soweit nicht formlos durch Kauf oder Lehen erworben, mehr oder weniger eigenmächtig abgesteckt haben. Mitte des 13. Jhds. waren die Herren von Gutenburg auf dem Zenit ihrer Macht. Sie hatten 1256 mit dem Weilheimer Leutpriester Berthold von Gutenburg ein erstes bekanntes Standbein in der kirchlichen Macht und damit in der Bildungsschicht und etwa zu dieser Zeit fiel Ihnen auch die Burg Bernau bei Leibstadt über einen Erbteil zu.
Entwicklung des Ortes GutenburgKennzeichnend für den Ort Gutenburg ist zunächst einmal die Burg selbst. Mit dieser mehr oder weniger eng verbunden sind die Mühle und die Höfe. Schließlich sind auch das Drahtzug- und Eisenwerk das einige Jahrzehnte im 17. Jahrhundert am Platz der heutigen Faserplattenfabrik angesiedelt war, die Entwicklung der Infrastruktur und Bebauung, wie die Wurzeln der GUTEX prägend für Gutenburg. Die Gutenburg
Die Mühle (später Sägewerk)Die erste Erwähnung der Mühle in Gutenburg datiert Rudolf METZ in seiner Geologische Landeskunde des Hotzenwalds auf das Jahr 1361 ohne jedoch die zugehörige Urkunde genauer zu bezeichnen. Bisher ist die Erforschung der frühen Geschichte der Gutenburge Mühle noch überfällig, da dazu sicherlich eine ganze Reihe von Urkunden im Genearallandesarchiv Informationen beinhalten, die der Auswertung harren. ![]() Sägewerk und Holzhandlung, zuvor Mühle, des B. Hilpert aus dem Briefkopfemblem um 1900 (grafisch aufbereitet) Bekannt ist, dass die Mühle in ihrer Frühzeit nicht die Sägemühle bzw. das Sägewerk war, wie sie im 20. Jahrhundert in Erscheinung trat. Im späten 18. Jahrhundert ist ein Johannes Ebner als Inhaber der Mühle, damals noch ein Lehen des Klosters St. Blasien, bekannt, dessen Nachfolge durch Heirat der Tochter Franziska der aus der Fohrenbacher Mühle stammende Johannes Jakob Gerster antrat, wobei die genauen Umstände des Eigentumsüberganges noch nicht erforscht sind. Da die Hochzeit im Jahr 1772, also zu Zeiten des Feudalismus, war, übernahm Johannes Jakob Gerster wahrscheinlich noch im Lehenverhältnis die Mühle seines Vorgängers. Dessen 1786 geborene Sohn, Xaver, führt die Mühle bis zu seinem Tode 1861. Als Erbe wird der Sohn Xavers aus seiner ersten Ehe, Franz Josef Gerster, im Januar 1862 ins Grundbuch eingetragen. Schon im Februar desselben Jahres erwirbt seine Stiefmutter, Maria Agatha Blum die Mühle für 23000 Gulden von ihrem Stiefsohn. Knapp 10 Jahre lang führt die Gerster Witwe, Maria Agatha Blum, die Mühle bis sie diese im April 1871 an den Züricher Investor Friedrich Schumann für 29000 Gulden verkauft. Im Grundbuch wird die Mühle damals wie folgt beschrieben: Ein zweistöckiges Wohnhaus worin sich eine Mahlmühle mit vier Mahlgängen, ein Gerbgang, 1 Griesstäube, 1 Kernenzutzer und Mehlzilländer befindet, samt Grund &. Boden worauf solches steht &. Cirka 25 Ruthen Hofraithe vor dem Haus, endlich die Wassergerechtigkeit zur Mühlebetreibung neben sich selbst &. der Schlücht. … Eine besonders aufgeführte Oelmühle & Hanfreibe und Gipsmühle, … Eine neu erbaute Wirbel- und Lattensäge … Friedrich Schumann war wohl einer der Inhaber von „Riecke & Comp.”, die zu dieser Zeit in der Brückenakte als Mühlenbesitzer genannt werden. Die weitere Entwicklung der Eigentumsverhältnisse wäre noch zu klären.
Die Höfe von Gutenburg
Das Eisenwerk
Die Brücke über die SchlüchtEs ist anzunehmen, dass zur frühen Geschichte einer Brücke über die Schlücht noch einige Quellen ungenutzt in Archiven schlummern. Bislang ist belegt, dass es mindesten zwei Brücken gab, wobei die erste aus der Feudalzeit herrührt, die heutige auf Initiative des Müllers zu Gutenburg um 1816 errichtet wurde. Ab 1879 werden durch einen VErtrag Zwischen dem Verwaltungsrat Gutenburg und dem damaligen Mühlenbesitzer, Ricke & Comp., die Weichen für einen Übergang der Brücke an die Gemeinde gestellt. Um die Jahrhundertwende war die Brücke im Eigentum der Ortsgemeinde Gutenburg. Die ursprüngliche Brücke des Müllers und später der Gutenburger war in Holz erbaut und jeweis nach wenigen Jahren reparaturbedürftig. Wegen des ständigen Streites um Kostenbeteiligung war der Übergang über die Brücke häufig lebensgefährlich. Zusammen mit der 1913 erbauten Gemeindeverbindungsstraße von Gutenburg nach Aichen sollte die Brücke auf Antrag der Gemeinde Aichen und der, zu dieser gehörenden, Ortsgemeinde Gutenburg in den Kreisstraßenverband aufgenommen werden. Bedingung des Kreises war jedoch ein Neubau mit eisernem Tragwerk. Verzögert durch den 1. Weltkrieg und die Währungsturblulenzen der Nachkriegszeit konnte der Neubau erst 1928/29 erstellt werden. Detailinformationen zur Brücke sind auf dieser Seite zu finden: Gutenburger Schlüchtblücke. Elektrizitätswerk und Holzfaserproduktion
Verkehr u. Bebauung
![]() Ergänzungen folgen.
LiteraturlisteI. Urkundenbücher, Regesten und historische Drucke
II. Fundberichte
III. Handschriften, Kirchenbücher und Verwaltungsakten
IV. Karten
V. Bücher und Drucksachen zur allgemeinen Geschichte
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